Brasilianische Fußballschule in Wien: „Jogar bonito, Ihr sollt hier viel Spaß haben“
„Superschön.“ – „Wunderbar.“ – „Sehr schön.“ Mehr Wörter benötigt der Motivator und große Freund der Kinder auch heute nicht.
Luuuiiisch!
Saaantoooschschsch!
Seit dem Jahr 2007 führt Luiz Santos seine Escolinha, eine Fußballschule für Kinder nach dem Vorbild der Kickerschmieden in seiner Heimat Brasilien. Übers Jahr bietet er Trainings auf dem Sportplatz des Universitätssportinstituts im neunten Bezirk an. Im Sommer ist er mit seinen einwöchigen Fußballcamps in Erlaa.
18 Kinder sind Anfang Juli im „Soccercenter Vienna“ an der Altmannsdorfer Straße dabei. Wollen mit dem großen Luiz (69), seinen beiden Söhnen Luka (24) und Niko (18) und weiteren jungen Trainern Fußball spielen.
Das in Brasilien geprägte „Jogar bonito“ übersetzt ihnen ihr Lehrer so: „Ihr sollt hier viel Spaß haben.“ Dann erzählt er ihnen vom Idol seiner Kindheit, der „Jogar bonito“ geprägt hat, vom im Vorjahr verstorbenen Weltfußballer Pelé: „Der hat immer gelacht, wenn er gespielt hat. Und er ist bescheiden geblieben.“
Luiz Santos lässt das auch nicht heraushängen: Dass er bis 1987 erfolgreich Architekt in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro war. In jeder freien Minute, auch in der Mittagspause, ging er hinunter zum Strand, um mit anderen Enthusiasten den Fußball zu streicheln. Was er sich dort über Jahre angeeignet hat, möchte er heute seinen Kids weitergeben: Bei jeder Übung ist auch der Ball im Spiel. Dazu erklärt er: „Ihr könnt euch nur dann verbessern, wenn ihr den Ball oft berührt.“
Wichtig ist dem Strandfußballer aus Rio auch, was ältere Wiener noch aus ihrer Kindheit im Park, im Hof, auf der Wiese oder im Fußballkäfig kennen: „Die Größeren passen bitte auf die Kleineren auf, und die Kleineren lernen von den Größeren.“
Adriana, mit zehn, eine von den Älteren, zeigt als Torfrau und als Tormacherin Talent. Während sie einen Ball aus dem Netz klaubt, sagt sie relativ entspannt: „Man muss nicht gewinnen, Hauptsache ist, dass wir gut spielen.“
Begeistert vom Angebot der ersten Escolinha in Wien ist die Mutter des siebenjährigen Keanu. Bianca Tan sagt: „Ich habe nichts dagegen, dass hier weniger geschimpft wird.“ Ihr Sohn kam vor drei Jahren mit zwei Kindergartenfreunden zum schönen Fußballspiel – und macht seither bei jedem Training Fortschritte.
Ein perfektes Team
Papa Santos und seine beiden Buben, die mit dem Fußball ebenso per Du sind, zeigen Übungen vor. Dann hört man in Erlaa erneut viel Superschönes. Die drei Pelé-Fans sind ein durch ihr Schicksal zusammengeschweißtes Team: Viel zu früh musste ihre schönste, liebste, klügste, wichtigste Frau aus ihrem Leben scheiden. Mit einer Spielerin weniger blieben Luiz, Luka und Niko dennoch auf der Siegerstraße: Es gibt viele Familien in Wien, die mit dem Namen Santos sehr viel Positives verbinden.
Während einer kurzen Trinkpause holt Luka, der BWL studiert, einen Brief aus seinem Rucksack. Es ist eine Art Meisterbrief, verfasst von Edson Arantes do Nascimento, besser bekannt als Pelé, adressiert an seinen Vater. Er liest daraus den Kernsatz vor: „Ich will euch damit sagen, dass es, bevor man ein guter Sportler wird, wichtig ist, ein guter Mensch zu werden.“
18 Kinder fahren gegen 17 Uhr heim. Superschön!
Für die Kinder und Enkelkinder der KURIER-Leserschaft gibt es noch freie Plätze im Sommercamp, das Ende August startet. Die Konditionen: 330 Euro für fünf Tage, inklusive Verpflegung, T-Shirt und Kappe. Anmeldung hier.