Chronik/Österreich

Abseits der Pisten: Bereits drei Lawinentote binnen zwei Tagen

Ein  17-jähriges Todesopfer  und zwei Vermisste nach  Lawinenabgängen am Samstag in Tirol,  zwei Lawinentote bereits am Freitag in Vorarlberg; eines der Opfer konnte erst am Samstag entdeckt werden. Die Skifahrer waren im nicht gesicherten  Bereich abseits der Pisten  unterwegs.

30 Lawinenabgänge in einem Bundesland

Allein in Tirol verzeichneten die Einsatzkräfte bis Samstagabend 30 Lawinenabgänge – elf Menschen wurden dabei zumindest teilweise verschüttet und schwer verletzt. Seit Samstagvormittag suchten Bergretter und Alpinpolizisten nach zwei Skifahrern, die in St. Anton am Arlberg verschüttet wurden: Ihr Lawinenpieps wurde zwar geortet, doch die Suche musste für mehrere Stunden unterbrochen werden – die Helfer hätten sich selbst in Gefahr gebracht.   Nach Lawinensprengungen wurde weiter gesucht, ehe am Abend erneut abgebrochen und auf Sonntag verschoben werden musste. Dann soll auch die Suche nach einem Mann im Kaunertal fortgesetzt werden, er wird unter einem Lawinenkegel vermutet.

 

Das Wetter erschwerte die Suchaktionen, in Fieberbrunn in Tirol etwa kämpften die Einsatzkräfte  gegen Sturm und Neuschnee. Obwohl durchwegs hohe Lawinenwarnstufen galten – großteils Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala – drangen  Wintersportler in den  Bereich abseits der Pisten vor. "Die Leute sind sehr unverantwortlich  unterwegs“, kritisierte Adi Rohrer von der Einsatzleitstelle Vorarlberg. "Sie glauben es  einfach nicht." Enrico Radaelli von der Bergrettung Steiermark  appellierte daher an alle Wintersportler daheim zu bleiben. "Dieses Wochenende besser zu Hause bleiben, nichts riskieren", betonte Radaelli gegenüber dem ORF.

Mit Kind Lawine ausgelöst

 Ein 15-Jähriger geriet in Warth am Arlberg im freien Skiraum in ein Schneebrett, nach 15 Minuten konnte er lebend geborgen werden. In Kaltenbach in Tirol musste ein 17-jähriger Neuseeländer  nach einem Lawinenunglück reanimiert werden, doch die Verletzungen waren zu schwer, er starb. Auch er war im freien Skiraum unterwegs.
Bereits am Freitag löste ein Wiener (44) mit seinem 13-jährigen Sohn in Zell am See in Salzburg eine Lawine aus, als sie in einen ungesicherten Hang fuhren – bei Lawinenwarnstufe 4. Vater und Sohn blieben unverletzt, doch bei der Identitätsfeststellung zeigte sich der Wiener Urlauber "sehr uneinsichtig" und spielte die Situation herunter, hieß es am Samstag von der Polizei, die den Fall der Staatsanwaltschaft übergab.

Bis zu 147 km/h

Problematisch ist  nicht nur die Menge an Neuschnee, sondern auch der starke Wind. Die Windspitzen des Tages wurden am Dachstein mit 147 km/h gemessen, am Schöckl fegte der Wind mit bis zu 108 km/h, am Grazer Flughafen mit 91 km/h. Die Schneedecken seien instabil, mahnte der Lawinenwarndienst: Neuschnee  und Windverfrachtungen würden zu Triebschneeansammlungen führen, die "sehr leicht" ausgelöst werden. "Die Gefahrenstellen sind auch für Geübte derzeit kaum zu erkennen", warnen die Experten. Wegen des Sturms wurde am Samstag mancherorts der Skiliftbetrieb eingestellt, etwa am Hochkar und Semmering-Hirschenkogel in Niederösterreich.

 

 

 

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Angespannte Lage

Auch in den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich war die Situation angespannt. Gefahrenstellen seien durch schlechte Sicht und Sturm schwer erkennbar. Oberhalb der Waldgrenze blieb die Lawinengefahr groß (Stufe 4), darunter erheblich (Stufe 3).

"In sämtlichen Expositionen können sich aus Steilhängen Schneebrett- und Lockerschneelawinen von selbst lösen. In hohen Lagen können diese mitunter bis auf Schwachschichten im Altschnee durchbrechen und zu großen, bis sehr großen Lawinen werden", berichtete der Warndienst. In mittleren und tiefen Lagen seien weiterhin spontane, nasse Lockerschnee- und Schneebrettlawinen aus steilem Wald- und Wiesengelände sowie von Böschungen zu erwarten.

Tausende Haushalte ohne Strom

Auch abseits der Berge machten Schnee und Sturm Probleme. Es gab mehr als ein Dutzend Straßensperren durch umgestürzte Bäume. In Kärnten waren bis Samstagmittag 7.000 Haushalte, in der Steiermark 3.000 ohne Strom. Bis Mittag wurden in Kärnten laut Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner bereits 170 Einsätze verzeichnet. 

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Wann es besser wird

Am Sonntag sollte sich die Lawinensituation langsam entspannen. Selbiges galt für die Türnitzer Alpen, Gippel-Göller- und Rax-Schneeberggebiet sowie für Semmering-Wechsel, wo die Gefahr oberhalb der Waldgrenze am Samstag weiterhin als erheblich eingestuft wurde.

170 zusätzliche Einsätze in Wien

Der stürmische Wind mit durchaus beachtlichen Sturmböen hat in den vergangenen rund 24 Stunden die Wiener Feuerwehr auf Trab gehalten: Ein Sprecher berichtete Samstagfrüh von 170 zusätzlichen Einsätzen.

Neben losen Fensterflügeln, abgebrochenen Ästen oder Wassereinbrüchen in Dachböden gab es in der Donaustadt einen spektakulären Einsatz: In der Smolagasse hatte sich an einem Firmengebäude ein Blechdach gelöst. Dieses musste gesichert und teilweise entfernt werden.

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In Kottingbrunn (Bezirk Baden) stürzte wegen des Sturmtiefs Freitagabend ein Rohbau teilweise ein. Eine vorbeiführende Straße wurde im Auftrag der Gemeinde wegen Gefahr im Verzug bis auf weiteres gesperrt, berichtete die Feuerwehr. Verletzt wurde niemand. Bei dem Rohbau direkt neben der Einsatzzentrale der örtlichen Helfer war eine etwa 250 Quadratmeter große Mauer umgestürzt. Teile landeten auf der Fahrbahn, auch ein Auto wurde beschädigt.

Dächer abgedeckt

Der andauernde Schneesturm in der Obersteiermark hat für einen Großeinsatz der Feuerwehr im Bezirk Liezen gesorgt. In Niederöblarn wurden zwei Dächer abgedeckt und Fassadenteile weggerissen. Außerdem kam es zu einem Verkehrsunfall auf der Ennstalbundesstraße, die zeitweise komplett gesperrt werden musste, teilte die Feuerwehr am Samstag mit.

Schwierige Straßenverhältnisse

Am Samstagmorgen sorgt die Wetterlage österreichweit für schwierige Straßenverhältnisse. Der  ÖAMTC berichtete von  17 Straßensperren wegen Lawinengefahr, darunter die Hochkönig Straße (B164) über den Dientner Sattel in Salzburg, die B138 über den Pyhrnpass im oberösterreichisch-steirischen Grenzgebiet und die Timmelsjochstraße (B186) in Tirol.  Auf 46 Straßenabschnitten wurde Schneekettenpflicht ausgerufen.