Chronik/Österreich

Alter Erbhof in Salzburg steht vor Verkauf: Deal könnte noch scheitern

Seit Generationen ist der Tromörthof in Lessach schon in Familienbesitz. Jetzt steht er vor dem Verkauf. Wie schon vielfach in ähnlich gelagerten Fällen kritisiert, soll ein Unternehmen und kein Landwirt zum Zug kommen.

Die Lage ist komplex. Der Bauer kam bei einem Unfall um. Es sind Schulden da. Am Hof wohnen derzeit die Witwe und die beiden gemeinsamen, minderjährigen Kinder. Hannes Hönegger, ein Stiefsohn des Bauern, betreibt am Areal einen Bio-Schlachthof und wehrt sich nun gegen den Verkauf an die Mateschitz KG. Der Kaufvertrag wurde noch vor dem Tod des Red-Bull-Gründers unterzeichnet: Um 4,6 Millionen Euro soll die gesamte Liegenschaft mit knapp 100 Hektar Weide, Wald und Almen an die Gesellschaft gehen.

„Bauernland muss in Bauernhand bleiben“

Hannes Hönegger machte sich mit der Marke „Lungaugold“ weitherum einen Namen. Er beliefert die Spitzengastronomie und schaffte den Sprung bis Wien, wie der KURIER schon im August berichtete. Jetzt droht dem Biobetrieb ebenso das Aus. Eine Schwester des verstorbenen Bauern soll den Hof unter dem Dach der Gesellschaft führen. Die Verkaufspläne erhöhten Spannungen in der Familie noch weiter.

„Bauernland muss in Bauernhand bleiben“, so die Forderung von SPÖ-Agrarsprecherin Karin Dollinger, die schon mehrmals den Ausverkauf an meist ausländische Investoren, die keine Landwirte sind, aufdeckte. Auch in Lessach sollte die beste Lösung für die Erben gefunden werden. „Ich bin hin- und hergerissen“, so die Witwe zum KURIER über die schwierige Situation. Befürworter des Verkaufs sehen die Bewirtschaftung künftig nur so gesichert. Die Mateschitz KG habe bereits mehrfach Heimatverbundenheit und Gespür für Landwirtschaft bewiesen.

Forstwirt will kaufen

Die Witwe sei überrumpelt worden, heißt es. Da kommt ein Forstwirt aus Oberösterreich ins Spiel, der Interesse für Teile des Hofes bekundet hat. Der Schuldendruck – die Rede ist von knapp einer Million Euro – könnte auch so von den Erben des Verstorbenen genommen werden. Es sei auch nach einem Teilverkauf genug Lebensgrundlage vorhanden. Der potenzielle Käufer habe im Verlassenschaftsverfahren kein Gehör gefunden, so die Kritik. „Warum gibt man ihm keine Chance? Dann könnte die Familie bleiben“, so Dollinger. Finanzkräftige Unternehmen würden bei Zahlungsschwierigkeiten in landwirtschaftlichen Familien oft zu schnell zum Zug kommen.

Hannes Hönegger: „Ich wünsche mir, dass die Mutter in Ruhe hier leben und weiterarbeiten kann.“

Schicksalstag

Am kommenden Montag wird die zuständige Grundverkehrskommission zusammentreffen. Fragen müssen noch geklärt werden, bevor der Verkauf an die Mateschitz KG genehmigt werden kann. Ganz oben auf dem Fragenkatalog von Karin Dollinger: „Hat die KG überhaupt einen Landwirtestatus?“ Außerdem seien der Preis und die Großgrundbesitz-Begrenzung gerade vor der Gesetzesänderung, die 2023 kommt, zu hinterfragen.