Chronik/Österreich

Almwirte in der Krise: Über allen Hütten ist Ruh’

Bergsteiger und Wanderer müssen derzeit noch auf ihre stärkende Verpflegung auf einer von Österreichs 620 Almhütten verzichten, denn diese dürfen wegen Corona noch nicht öffnen. Viele Hüttenwirte warten aber nur mehr auf das Okay der Bundesregierung, denn – auch wenn ihre Saison vielfach erst beginnt – haben sie durch wegfallende Nächtigungen und Vermietungen bereits Umsatzeinbußen hinzunehmen. Die Hüttenbetreiber hoffen nun, dass sie ab 15. Mai – wenn Gastronomie und Hotellerie nach und nach aufsperren – auch wieder die Wanderer bewirten dürfen.

Was sich auf den Almen bei all der Ruhe so tut? Der KURIER hat sich umgehört.

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Rot-weiß-karierte Masken zum Dirndl

Trompetenklänge tönen auch in Zeiten der Krise von der Huberalm. „Bin ich oben, dann ist die Trompete auch oben“, sagt Christina Foidl, die mit ihrer Familie die Hütte in den Kitzbühler Alpen betreibt. Momentan spielt sie aber nur für sich, denn Besucher dürfen noch nicht mit Kaspressknödelsuppe und Brettljause bewirtet werden.

„Wir glauben, dass wir Mitte Mai öffnen dürfen. Prinzipiell hängt aber alles vom Bund ab“, sagt Foidl. Maßnahmen dafür haben sie noch keine getroffen. Nur eines ist schon fix: „Für die Saison werden wir uns rot-weiß-karierte Masken nähen, die zu Dirndl  und Lederhose passen.“

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Alm-Kindergarten muss warten 

Eigentlich turnen im Mai zahlreiche Kinder auf der Amoseralm herum: Denn der Dorfgasteiner Kindergarten wird seit ein paar Jahren für einen Monat auf die Hütte im Ort verlegt. Bei  jedem Wind und Wetter verbringen die Kinder dort ihre Zeit in der Natur. Dieses Jahr wurde es jedoch aufgrund von Covid-19 verschoben:  „Wir sind optimistisch, dass es im Juni was wird“, sagt Rupert Röck, Eigentümer der Alm.

Er hofft auf eine Öffnung der Hütte am 21. Mai. Dafür plant er bereits Hygienestationen. „Die Almen sollten eigentlich die ersten sein, die aufsperren. Wir haben draußen  genügend Platz für die Leute“, sagt er.

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Kojen im Matratzenlager 

„Wenn ich krank bin, komm ich ja sowieso nicht rauf bis zur Hütte“, ist Wolfgang Peböck, Pächter der Zellerhütte – die auf 1.575 Höhenmetern im Toten Gebirge liegt – überzeugt. Dennoch: Er will sich an die Corona-Vorschriften halten und überlegt schon, wie das am besten möglich ist.

„Wir möchten zwischen den Matratzen Trennwände aufstellen, damit wir Kojen haben“, erzählt Peböck. Damit will er die vorgeschriebenen Maßnahmen (Maske und Abstand) vorab erfüllen. Vielleicht ist das aber auch außerhalb von Corona keine  schlechte Idee, hört  man dadurch den  fremden Nachbarn im Lager doch weniger schnarchen.

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Ungewissheit im Karwendel

Auf 1.805 Metern Seehöhe bietet das Solsteinhaus im Karwendel  für  bis zu 90 Personen Platz. Diese müssen bewirtet werden, die heurige Organisation gestaltet sich jedoch schwierig: „Im Prinzip malt man sich zwar was aus, wie die Saison läuft weiß man aber nicht“, sagt Robert Fankhauser, der das Solsteinhaus bewirtschaftet.

Besonders die Personalplanung sei heikel: „Ich weiß nicht, ob ich ein Drittel oder nur die Hälfte brauche“, sagt er. Zudem rechnet er bei den Gästen  mit Verschiebungen: 80 Prozent der Nächtigungen entfallen auf Touristen aus anderen Ländern. Vorerst rechnet er deshalb mit einer ruhigen Saison.