Blutiger Jahresbeginn: 7 Femizide in 57 Tagen
2024 sind bereits sieben weibliche Personen in Österreich offenbar von Männern getötet worden. In Wien starb neben vier Frauen auch ein 13-jähriges Mädchen, das ebenso wie die Mutter zu Tode gebracht wurde.
In diesem Fall wird der dringend tatverdächtige Vater von der Polizei gesucht.
- Die erste Tat gegen eine Frau geschah heuer am 25. Jänner in Zell am Ziller im Tiroler Zillertal. Ein 78-jähriger Österreicher erstickte offenbar in der gemeinsamen Wohnung seine stark pflegebedürftige 72-jährige Frau und verübte anschließend Suizid.
- Am 23. Februar schockten dann gleich mehrere Tötungsdelikte das Land: In der Früh fanden Ermittler in einer Wohnung in der Erdbergstraße in Wien-Landstraße die Leichen einer gewaltsam zu Tode gebrachten 51-jährigen Frau und deren 13 Jahre alter Tochter. Der 53-jährige Vater ist seitdem wie von der Bildfläche verschwunden. Er gilt in dem Tötungsdelikt als Hauptverdächtiger.
- Am Abend fielen drei Frauen in einem Bordell in Wien-Brigittenau einer Messerattacke eines 27-jährigen Mannes zum Opfer. Eine vierte Mitarbeiterin wurde Ohrenzeugin der Tat, während sie sich in einem Zimmer eingesperrt hatte. Der Asylwerber aus Afghanistan wurde in unmittelbarer Tatortnähe in einer Grünanlage festgenommen.
- Am 26. Februar soll ein 93-Jähriger in der Früh seine 84-jährige Partnerin in einem Wohnhaus in Eschenau (Bezirk Lilienfeld) in Niederösterreich erschossen haben. Der betagte Verdächtige dürfte daraufhin einen Suizidversuch unternommen haben. Der Pensionist wurde laut Exekutive mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht und in Polizeigewahrsam genommen.
Nach dieser Reihe von Femiziden hat Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Montag von "bestialischen und abscheulichen" Fällen gesprochen, jedoch gemahnt, die Fälle getrennt zu betrachten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Karner: "Jeden Fall einzeln berurteilen"
"Ich bin überzeugt, dass die bisher von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen greifen werden", verwies Karner in Innsbruck etwa auf die Erhöhung der sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen und Einführung von Gewaltambulanzen.
"Es ist Aufgabe der Polizei, dies zu klären und der gerechten Strafe zuzuführen", verwies der Minister nach den Gewaltverbrechen auf laufende Ermittlungen. Jedenfalls solle jeder Fall in der Analyse für sich gesehen und beurteilt werden. "Das tut die Polizei, die Justiz und jedes einzelne Ressort", zeigte sich Karner überzeugt.
Bestürzt zeigt sich Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen. Die mutmaßlichen Täter müssten "mit allen Mitteln des Rechtsstaats zur Verantwortung gezogen werden", forderte sie in einer Aussendung. Jede Frau, die Gewalt erfahre, sei eine Frau zu viel: "Es liegt an uns allen zu zeigen, dass Gewalt, Frauenverachtung und Sexismus in unserer Gesellschaft keinen Platz haben und nicht toleriert werden. Hören und schauen wir nicht nur hin, sondern schreiten wir ein. Ob beim sexistischen Witz am Stammtisch oder wenn die Schreie aus der Nachbarwohnung immer lauter werden", appellierte Disoski.
FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer forderte in Bezug auf den des Dreifachmordes verdächtigen 27-jährigen Afghanen die sofortige Abschiebung in dessen Heimatland. "Diese neuerliche Bluttat gegen Frauen von Menschen, die mit unserer westlichen Kultur nichts anfangen können und bei uns ihren Frauenhass ausleben, ist ein weiterer trauriger Beweis für das Versagen der ÖVP-Innenminister", meine Amesbauer in einer Aussendung.
Die SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner rief demgegenüber die Bundesregierung erneut dazu auf, einen Nationalen Aktionsplan zum Schutz vor Gewalt zu erstellen und umzusetzen. Die Koordination zwischen Bund und Ländern müsse verstärkt, die Zusammenarbeit aller im Gewaltschutz tätigen Organisationen intensiviert werden.