„Zeichnen ist mein Lebenselixier“
Sein Atelier in Linz ist ein Sammelsurium an Schätzen, die er aus Nah und Fern mitgebracht hat. Überall stehen, hängen und liegen Zeichnungen. Auf dem Schreibtisch sammeln sich in Behältern kleine Kreidestücke und Kohlestifte. Oswald Miedl arbeitet in schwarz-weiß. Ausschließlich. Und das seit 40 Jahren. Seine ausdrucksstarken Zeichnungen sind ab 23. April im Kubin-Haus Zwickledt in Wernstein am Inn zu sehen.
Radikaler Zeichner
Miedl gilt als einer der versiertesten, zeitgenössischen Künstler des Landes. Täglich werkelt der 81-Jährige in seinem Atelier, „denn Zeichnen ist mein Lebenselixier. Ich bin ein radikaler Zeichner“. Steine, Felsen, Berge treiben ihn thematisch seit Jahrzehnten um, sei es in Marokko, Amerika oder im Toten Gebirge. Sein Faible für schwarz-weiß beschreibt Oswald Miedl so: „Gidon Kremer fragt ja auch niemand, warum er nur Geige spielt. So drücke ich mich eben aus, und es genügt mir vollkommen.“ Seine Werke entstehen unter anderem durch „Improvisationen aufgrund von Tausenden Beobachtungen und Meditationen in der Natur.“
Ein Stockwerk höher – und die Welt sieht ganz anders aus. Denn dort hat sich Oswald Miedls Frau, Doris Miedl-Pisecky, ihr Atelier eingerichtet: „Bei mir geht ohne Farbe gar nichts“. In bunten Ölgemälden setzt Miedl-Pisecky ihre Naturerfahrungen auf die Leinwand. In feinen Farbholzschnitten experimentiert die pensionierte Kunstpädagogin mit Korallenblättern und anderen Utensilien, die sie in ihre Kunstwerke einbaut.
„Wir leben und arbeiten hier unter einem Dach in einer Symbiose. Und tauschen uns über unsere Arbeiten aus“, sagt Miedl-Pisecky. Das Ehepaar ist viel in der Natur unterwegs, „das ist Teil unseres Lebens.“ Gut möglich, dass der Rucksack dann wieder gefüllt ist mit schönen Steinen, die das Sammelsurium im Atelier erweitern.