Wenn die Seele nach Hilfe ruft: Burn-out und Depression
Doch die beiden sind eng miteinander verwandt, typische Symptome bei beiden Erkrankungen stellen Antriebslosigkeit, Traurigkeit und das Gefühl von Ausweglosigkeit dar. Jeder vierte Österreicher durchlebte nach eigener Einschätzung bereits zumindest eine depressive Episode, jeder zweite hat einen Betroffenen in seinem näheren Umfeld. Drei von vier Österreichern schätzen eine Depression als ernsthafte Erkrankung ein.
Meine Meinung dazu? Gut so – fehlt der Seele etwas, ist das genauso eine Krankheit wie eine Darmgrippe, nur noch lästiger und vor allem langwieriger. Plattitüden wie „So schlimm wird es schon nicht sein!“ oder „Reiß dich zusammen!“ sind vergleichbar mit Schweinsbraten als Krankenkost bei der erwähnten Darmgrippe.
Behandlung
Wie kann man nun eine Depression professionell behandeln? Hier gibt es mehrere Wege, die oft Hand in Hand gehen und abhängig von der Ursache und Schwere der Erkrankung sind. Auf alle Fälle ist psychologische oder psychotherapeutische Begleitung zu erwägen, da die Seele ja nach Hilfe ruft. Besteht „nur“ eine depressive Episode, reichen vielleicht beruhigende pflanzliche Präparate wie Baldrian, Melisse oder Lavendel aus. Steckt mehr als innere Unruhe dahinter, kommt man eventuell an Medikamenten nicht vorbei. Antidepressiva sind zwar als Langzeittherapie gedacht, die Einnahme eines solchen Präparates bedeutet allerdings nicht, dass man sein Leben lang nicht mehr davon loskommt. Sie müssen einfach langsam ausgeschlichen werden.
Omega 3-Fettsäuren
Die Einnahmedauer hängt natürlich von der Schwere der Erkrankung ab. Gerade habe ich eine Studie gelesen, die zeigt, dass Antidepressiva in Kombination mit Omega 3-Fettsäuren, exakt die beiden Säuren EPA und DHA, deutlich rascher und stärker zu einer Verbesserung der Stimmungslage führen. Sie erinnern sich, Omega 3-Fettsäuren habe ich Ihnen schon häufig angepriesen. Sie schützen unter anderem unsere Gefäße und wirken Entzündungen entgegen. In jedem Schwangerschaftspräparat sind sie enthalten, weil sie die Hirnentwicklung des Ungeborenen fördern. Enthalten sind diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren in fettem Meeresfisch, aber auch in Leinöl. Allerdings können Sie die Mengen, die Sie für die (unterstützende) Behandlung einer Depression benötigen, gar nicht mit Ihrer Ernährung zuführen. In diesem Fall greifen Sie also besser zu Nahrungsergänzungsmitteln aus Ihrer Apotheke.
Bewegung
In Kanada und Großbritannien ist die Verwendung von EPA und DHA bereits in den offiziellen Guideslines zur Behandlung von Depressionen aufgenommen – bei leichten und mittelschweren Fällen kann man durchaus eine Therapie ohne Antidepressiva versuchen, bei schweren Erkrankungen sind Omega 3-Fettsäuren eine wirksame Ergänzung zu Medikamenten.
Als Sportmedizinerin muss ich natürlich auch noch meinen bewegungstherapeutischen Senf dazugeben. Es ist ebenfalls erwiesen, dass regelmäßiges moderates Ausdauertraining mit der Wirkung eines milden Antidepressivums vergleichbar ist.
Natürlich wünscht man niemandem, an einer Depression zu erkranken, aber es ist gut zu wissen, dass es Mittel und Wege gibt, auch wieder aus der Dunkelheit herauszufinden. Und damit wünsche ich Ihnen wie immer viel Sonnenschein!
Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell