Chronik/Oberösterreich

Freiwillig im Homeschooling

Es ist ein Dokument mit einer Länge von zwei Seiten. Schwups, ein paar Formalitäten ausgefüllt, dort und da ein Kreuzerl und schon ist das Kind für das Schuljahr vom Unterricht abgemeldet und darf daheim unterrichtet werden.

Für 1329 Kinder aus Pflichtschulen in OÖ wurde dieses Formular heuer ausgefüllt, im Vorjahr waren es 299. Die Explosion dieser Zahl hat alle Verantwortlichen überrascht, die Gründe für Schulabmeldungen sind verschieden, es zieht sich aber ein roter Faden durch die Argumentation: „Jene Familien, mit denen ich gesprochen habe, haben mir erklärt, dass es im vergangenen Jahr zu Hause super funktioniert hat, dass das Homeschooling gut gelungen ist. Und dass sie es deswegen so weitermachen möchten.“

Stoff selbst erarbeiten

Karin Lang ist Leiterin der Bildungsregion Wels-Grieskirchen-Eferding und hat selbst etliche Abmeldungen an „ihren“ Schulen zu verzeichnen: „Diese Eltern vergessen allerdings, dass im Distance Learning die Lernpakete von den Lehrpersonen zusammengestellt wurden. Das fällt im häuslichen Unterricht komplett weg.“

Schulbücher bekomme man zwar zur Verfügung gestellt, die Erarbeitung des Stoffes bleibe aber komplett den Eltern überlassen.

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Am Ende des Schuljahres müssen abgemeldete Schülerinnen und Schüler eine Externistenprüfung über den Lehrstoff der jeweiligen Schulstufe ablegen. Bei positivem Abschluss kann der häusliche Unterricht für ein weiteres Jahr verlängert werden. Bei Nicht-Bestehen der Prüfung kommen die Kinder zurück an die Schule und müssen das Jahr wiederholen. „Da in den vergangenen Jahren die Zahl der Abmeldungen sehr gering war, sind wir sehr gespannt, wie sich diese neue Entwicklung bemerkbar machen wird. Es ist für uns nicht prognostizierbar, wie viele Kinder das Schuljahr positiv abschließen werden“, sagt Karin Lang.

Kinder lernen voneinander

Während des Schuljahres gäbe es keine Kontrollinstanzen, da seien die Eltern im häuslichen Unterricht auf sich gestellt. Kinder könnten aber auch jederzeit im laufenden Jahr an die Regelschule zurückkehren, versichert Expertin Lang: „Vor allem im Volksschulalter ist ein eingetakteter Arbeitstag sehr wichtig. Außerdem lernen die Kinder ja alle voneinander, das fällt zu Hause weg.“

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Anzeigen für illegale Lerngruppen

Die Zahl jener Schülerinnen und Schüler fest, die im Schuljahr 2021/22 vom Unterricht abgemeldet worden sind, steht fest. 1329 Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler sind es insgesamt. Im Vorjahr war die Zahl bei lediglich 299 Kindern gelegen, erläuterte Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP).

Die meisten Abmeldungen in den sechs Bildungsregionen gibt es mit 350 im Mühlviertel, gefolgt vom Innviertel mit 285 und Gmunden-Vöcklabruck mit 249. Sie sehe die Anzahl der Abmeldungen sehr kritisch, führte Haberlander weiter aus und kündigte an, dass es Anzeigen für jene geben werde, die illegalerweise Schüler in Lerngruppen zusammenfassen sowie für die Eltern dieser Schüler.

Um den abgemeldeten Schülerinnen und Schülern jederzeit die Rückkehr in die Klasse zu ermöglichen, habe man sich  entschieden, in jenen Klassen, in denen es Abmeldungen gegeben habe, keine Klassenzusammenlegungen durchzuführen. Zudem trete sie für eine weitere standardisierte Überprüfung mindestens zu Semester und nicht nur am Jahresende ein.