Chronik/Oberösterreich

Gesund essen gegen Krebs

Das Interesse ihrer Patienten hat Angelika Reitböck dazu gebracht, genauer nachzuforschen: "Ich werde in letzter Zeit öfter gefragt, ob und wie man über die Ernährung Krebs beeinflussen kann", erzählt die Allgemeinmedizinerin aus Steyerling. Das Bewusstsein dafür, dass sich gesundes Essen positiv auf die Krebsprophylaxe auswirke, steige definitiv. "Mit der richtigen Ernährung haben wir jeden Tag die Möglichkeit, den aggressiven Krebszellen den Kampf anzusagen."

Ähnlich sieht das auch Rosa Aspalter. Die Wienerin ist Ernährungsmedizinerin und hat im Zuge ihrer eigenen Krebserkrankung komplett auf vegan umgestellt: "Das hatte unglaublich positive Auswirkungen auf meine gesundheitliche Entwicklung", so Aspalter (mehr dazu siehe Artikel rechts unten). Denn die Ärztin und Studienautorin ist überzeugt: "Tierische Fette und Stoffe nähren die Krebszellen und hemmen unseren Körper dabei, diese effektiv zu bekämpfen."

Gut & schlecht

Was hilft nun im täglichen Leben? Welche Nahrungsmittel sollten gemieden werden, was tut unserem Körper gut und unterstützt ihn in seinen natürlichen Abwehrmechanismen?

"Entscheidend ist der Verzicht auf Fast Food und Fertiggerichte. Die chemischen Inhaltsstoffe schaden dem Darm enorm. Neue Studien zeigen, dass rotes Fleisch und verarbeitete Wurstwaren krebsauslösend wirken können." Deswegen rät Reitböck: "Selber und bunt kochen, mit frischem Gemüse und Hülsenfrüchten, die den Darm mit hochwertigem Eiweiß beliefern. Und bei manchen Lebensmitteln einfach Verzicht üben."

Besondere Krebszellenkiller seien etwa Broccoli, Kohl, Kohlrabi, gekochte Tomaten, frischer Knoblauch, grünes Blattgemüse wie Vogerlsalat, Rucola, Spinat und Mangold, Beeren und das Gewürz Kurkuma. Wer sich gesund trinken will, greift am besten zum grünen Tee. Dieser versorgt den Körper mit wertvollen Antioxidantien.

Pflanzliche Produkte

Wenn es um Verzicht geht, hakt Rosa Aspalter ein: "Das Kasein in Milchprodukten ist ebenfalls schlecht, es erlaubt und unterstützt das Wachstum der Krebszellen. Ich empfehle pflanzliche Milch, wie Reis-, Hafer-, Dinkel- oder Sojamilch." Natürlich sei die Genetik wichtig, "aber wenn es keinen Auslöser gibt, ist sie trotzdem relativ egal. Das heißt, es können auch Menschen mit Hochrisiko-Genen durch Ernährung viel zum Positiven beeinflussen."

Zusätzlich zu jenen Lebensmitteln, die bereits von Angelika Reitböck erwähnt wurden, ist Aspalter überzeugt von der starken Wirkung von geschroteten Leinsamen und Leinöl – sowohl in der Prophylaxe als auch bei bereits Erkrankten. "Ein bis zwei Löffel pro Tag können Wunder wirken." Wer seinen Lebensstil umstelle, beuge übrigens nicht nur gegen Krebs, sondern auch gegen Herz-Kreislauf- und viele andere Erkrankungen vor: "Und ganz nebenbei fühlt man sich fitter und hat viel mehr Energie", sagt Rosa Aspalter, die es schon seit Jahren ausprobiert und erlebt.

Ist Darmkrebs vermeidbar? Und Prostatakrebs heilbar? Diagnose Krebs – wie meistert man diese schwierige Lebenssituation? Welche Rolle spielen Ernährung und Bewegung in der Prävention? Und wie können sie Betroffenen helfen? Beim "Klinikum Wissensforum Fokus: Krebs" lädt das Klinikum Wels-Grieskirchen (www.klinikum-wegr.at) am Freitag, 11. November, Interessierte ein, sich über aktuelle Erkenntnisse zu Krebsvorsorge und Früherkennung, innovative Therapien und Leben mit Krebs zu informieren.

Ab 16 Uhr stehen im Festsaal am Standort Wels Impulsvorträge und Expertentalks zu Vorsorge und Früherkennung sowie Führungen in die Radiologie und in die Labordiagnostik auf dem Programm. Ein Vortrags-Thema etwa ist die Psychoonkologie: Die Diagnose einer Krebserkrankung schockiert und macht Angst. Umso wichtiger ist es, dass Patienten auch psychologische Hilfestellung bekommen. Die Expertinnen Barbara Mitter und Claudia Muhr erklären, wie sie Patienten unterstützen und damit einen wesentlichen Beitrag zur umfassenden Krebstherapie leisten.

Im Anschluss beantworten die Experten Fragen der Besucher. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, einen kostenlosen PSA-Test zur Bestimmung eines möglichen Risikos, an Prostatakrebs zu erkranken, durchführen zu lassen. Als Partner in der Betreuung von Betroffenen sind auch die Hospizbewegung Wels und die Krebshilfe OÖ vertreten. Der Eintritt ist frei.

Sie agierte aus persönlicher Betroffenheit und aus beruflicher Neugier heraus. 2009 erkrankte Rosa Aspalter, Ernährungsmedizinerin aus Wien, selbst an Krebs. Nach dem intensiven Forschen in etlichen internationalen Studien beschloss Aspalter 2013 selbst auf vegane Ernährung umzustellen und auf sämtliche tierischen Fette und Produkte zu verzichten. "Die Auswirkungen waren enorm. Zwischen 2010 und 2013 wurden bei meinen Darmspiegelungen noch jährlich Polypen, also die Vorstufe zum Krebs, entfernt. 2014, 2015 und 2016 wurde kein einziger Polyp mehr gefunden."

Sie fand die Ergebnisse ihrer Ernährungsumstellung so interessant, dass sie beschloss, selbst eine Studie ins Leben zu rufen. Der erste Durchlauf von "Essen und Krebs" ist bereits abgeschlossen, aktuell werden die Gesundheitsdaten von 325 angemeldeten Studienteilnehmern ausgewertet. "Wir haben Allesesser, Vegetarier, Veganer und auch noch andere dabei. Wir sehen jetzt schon vorab, dass jene Krebspatienten, die sich vegan ernährten, auf keinen Fall schlechter abschneiden."

Fortsetzung geplant

Genauere Ergebnisse und Details folgen dann im Dezember. Eine Fortsetzung der Studie soll es auf jeden Fall geben, "wenn die Finanzierung steht", sagt Rosa Aspalter. Den ersten Durchlauf hat sie nämlich zum Großteil selbst bezahlt.

www.essenundkrebs.net