Chronik/Oberösterreich

Feuersturm in Linz-Urfahr

Nur knapp zwei Monate nach einem dramatischen Tankwagenunfall gab es im Jahr 1970 in Linz wieder Katastrophenalarm. Durch einen Brand in einem Sägewerk, mitten im dicht verbauten Urfahr, herrschte am 12. November 1970 Stadtbrandgefahr.

Einsatzleiter Czejka

Und wie beim Tankwagenunfall am 29. August war auch an diesem Tag Offizier Franz Czejka (1926–2015) der Einsatzleiter der Linzer Berufsfeuerwehr. „Das war sicher einer der dramatischesten Einsätze seit dem Krieg“, erinnerte sich der legendäre stellvertretende Branddirektor 1986 im Gespräch mit dem KURIER, als er seinen aktiven Dienst bei der Berufsfeuerwehr beendete. „Kurz nachdem wir gegen 12.35 Uhr ausrückten, sahen wir schon die gewaltige Rauchsäule über Urfahr. Am Einsatzort beim Holzwerk Schaffer in der Schmiedegasse musste ich rasch entscheiden. Ein direkter Löschangriff in der Feuerzone war zunächst für meine Mannschaft zu gefährlich. Das Werk bestand nur aus riesigen Holzbauten, die mit Rohrleitungen verbunden waren, dazu kamen Tonnen von Sägespänen in den Silos. Wir konzentrierten uns daher vorerst darauf, dass das Feuer durch die enorme Hitzeentwicklung nicht auf angrenzende Häuser übersprang.“

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Czejka, der zunächst in der üblichen Stärke von fünf Fahrzeugen und rund 20 Mann ausgerückt war, alarmierte sofort weitere Kräfte nach. Auch Feuerwehrmänner, die dienstfrei hatten, besetzten Löschfahrzeuge. „Es war uns sofort klar, dass wir das Holzwerk, das ein Ausmaß von rund 10.000 Quadratmetern hatte, nicht retten können. Wichtig war daher, die Stadtbrandgefahr zu bannen, denn in der Schmiedegasse entwickelte sich lokal ein regelrechter Feuersturm, der alles, was lose am Boden lag, in die Flammen sog“, beschrieb Czejka die erste Phase des Einsatzes. Dann griffen Flammen doch auf ein Haus in der Schmiedegasse über, die Fenster zersprangen, der Verputz bröckelte von der Wand. Glücklicherweise waren bereits auch viele Polizeistreifen am Einsatzort. „Mit den Beamten haben wir die Bewohner aus dem Haus geholt und das straßenseitige Mobiliar auf die andere Seite der Zimmer gebracht.“

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Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Kritisch war auch der Moment, als nach rund einer Stunde überraschend das Löschwasser ausging. „Plötzlich lieferten die Hydranten kein Wasser, der Druck war einfach weg“. Czejka blieb ruhig, ließ weitere Pumpen und Schlauchleitungen zur nahen Donau legen und konnte die Zeit, bis die Hydranten wieder Wasser lieferten, überbrücken. „Es war großartig, wie uns auch viele Passanten geholfen haben, die Schläuche zu legen und nicht, wie so oft bei Einsätzen, nur sensationsgierig schauten.“ Nach mehreren Stunden war das Feuer unter Kontrolle, endgültiges „Brand aus“ gab es erst in den Nachtstunden.

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Doch das Werk, in dem rund 140 Beschäftigte arbeiteten, war eine Ruine. Es wurde in der Schmiedegasse nicht mehr aufgebaut, auf dem Platz steht heute das Hochhaus Lentia 2000. Eigentlich hätte das Werk wegen einer möglichen Gefahr schon vor 1970 aus Urfahr abgesiedelt werden sollen, die Verhandlungen dauerten aber zu lange.