Edelhelfer mit Ambitionen
Sein Ziel war das Podium, geworden ist es Platz sieben im Endklassement. Dennoch ist Felix Großschartner (28) zufrieden. „Das ist schon richtig gut, weil die Tour de Suisse eines der größten Rennen der Welt ist.“ Außerdem war das Frühjahr alles andere denn optimal verlaufen. Auf einen Ermüdungsbruch der rechten Ferse beim Laufen im Winter folgte eine Corona-Infektion und danach ein Schlüsselbeinbruch nach Sturz beim ersten Rennen Paris-Nizza. „Es hat immer wieder Trainingsunterbrechungen gegeben, das summiert sich.“
Ausfälle durch Corona
Die Schweiz-Rundfahrt wurde von Corona heimgesucht, gleich drei Teams mussten aufgeben. Von Großschartners Equipe BORA-hansgrohe mussten vier Fahrer nach positivem Test frühzeitig vom Rad steigen, unter ihnen der Gesamtführende Aleksandr Vlasov (26). Immerhin reichte es am Ende mit den Plätzen zwei, sieben, zehn noch zu Rang zwei in Teamwertung. „Mannschaftlich waren wir ziemlich stark“, lautet Großschartners Bilanz.
Interne Konkurrenz
Zuvor schon hatte der Australier Jai Hindley (26) im Mai für BORA-hansgrohe den Giro d’Italia gewonnen. Dementsprechend groß ist die interne Konkurrenz. „Wir haben gerade ein bisschen ein Luxusproblem“, sagt Großschartner mit Blick auf die Tour de France. Zwölf Fahrer seien auf einem richtig guten Niveau, aber nur acht können nominiert werden. Vlasov sei, sofern nach pandemiebedingter Pause voll fit, Anwärter auf einen Podiumsplatz. Oder man gehe mit Sam Bennett (31) auf die Sprintwertung los.
Den Kapitän unterstützen
Die Mannschaft wird je nach der taktischen Ausrichtung aufgestellt werden. Er habe „grundsätzlich ein gutes Gefühl, dabei zu sein“, sagt Großschartner. Seine Aufgabe wäre jedenfalls, den Kapitän zu unterstützen. „Ich bin für ihn der Edelhelfer auf dem Berg.“ Das heißt, ihn so lange wie möglich zu begleiten und ihm Windschatten zu geben. „Ich denke, dass wir sicher das eine oder andere Mal das Rennen in die Hand nehmen werden.“
Hitze
Großschartner rechnet damit, dass es im Gegensatz zur Schweiz strengere Vorsichtsmaßnahmen bezüglich Corona geben wird. Immer ein zentrales Thema bei der Tour ist das Wetter, zurzeit wird Frankreich von Hitze geplagt. „Ich bin eigentlich ein Schlechtwetterfahrer“, sagt Großschartner über sich, „aber im Training gehe ich schon lieber bei Sonnenschein und 30 Grad Radfahren.“ Im Vorjahr hatte Großschartner den Giro und die Spanien-Rundfahrt Vuelta absolviert, sein Jahresfahrplan 2022 ist ganz auf die Tour ausgerichtet.
Als persönliches Ziel nennt der Oberösterreicher, eine Etappe zu gewinnen. Seine Stärken liegen im Zeitfahren und in den Bergen. In die geht es am Tag sieben. Am 14. Juli, Frankreichs Nationalfeiertag, wartet sodann ein Klassiker: 21 Spitzkehren führen hinauf zum Ziel in Alp d’Huez, zuvor gilt es den Col du Galibier (2.642 Meter) zu überwinden.
Gestartet wird am 1. Juli in Kopenhagen mit einem Einzelzeitfahren. Es folgen zwei weitere Etappen in Dänemark, ehe der Tross nach Frankreich übersetzt. Von Dünkirchen hoch droben in der Normandie geht es südwärts in Richtung Alpen und weiter in die Pyrenäen. Nach insgesamt 21 Etappen und zwei Ruhetagen wartet das Ziel auf den Champs-Élysées in Paris.
Bei der Österreichischen Staatsmeisterschaft am Sonntag zeigte Großschartner seine Form. Bei den Männern wurde das Team Bora – hansgrohe ihrer Favoritenrolle gereicht und holte einen Fünffachsieg in der Steiermark. Hinter Großschartner platzierten sich seine Teamkollegen Patrick Gamper, Lukas Pöstlberger, Patrick Konrad und Marco Haller auf den weiteren Plätzen. Geschlossen Arm in Arm fuhr das Quartett hinter dem Sieger über die Ziellinie. Bereits am Donnerstag hatte sich Großschartner den Staatsmeistertitel im Zeitarhen geholt.