Chronik/Oberösterreich

Desinfektion statt Whisky und Schnaps

1500 Pakete versendet Peter Affenzeller in einem normalen Jahr. Aber weil dieser Tage gar nichts normal ist, sind es derzeit 3000 Pakete in drei Tagen.

Dort, wo sonst edelster Whisky und Gin produziert werden, verlässt seit einigen Wochen lupenreines Desinfektionsmittel die Maschinen (Infos auf www.peter-affenzeller.at). Die Destillerie läuft auf Hochtouren, „die Nachfrage ist gewaltig. Selbst Hebammen kaufen mittlerweile bei mir ein. Wenn ich 2000 Flaschen des Desinfektionsmittels in meinen Online-Shop stelle, sind die alle innerhalb von 30 Minuten weg.“ Für den Unternehmer aus Alberndorf im Mühlviertel ist die große Nachfrage ein Gewinn: „So kann ich alle meine Mitarbeiter auslasten.“

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Die Whiskyproduktion liegt derzeit auf Eis, „aber unsere Lager sind gut gefüllt. Viele, die sich ein Desinfektionsmittel kaufen, schreiben uns so nett und bestellen gleich auch noch einen guten Tropfen von uns mit – zur Desinfektion von innen“, schmunzelt Affenzeller. Das aktuell größte Problem sei, Flaschen für die Abfüllung zu bekommen.

Mangelware

Das bestätigt auch der Präsident der Apothekerkammer OÖ, Thomas Veitschegger: „Gebinde sind Mangelware, wir müssen derzeit nehmen, was wir kriegen können.“ Die Versorgung mit Desinfektionsmitteln sei aber sicher gestellt: „Da muss sich niemand Sorgen machen, die heimischen Apothekerinnen und Apotheker produzieren am laufenden Band“, sagt Veitschegger. Denn die Produktion selber sei ja kein Staatsakt, sondern Routine. „Die Abnahme in diesen Mengen ist aber natürlich schon eine Besonderheit und definitiv ungewöhnlich.“

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Anders sieht es mit den aktuell heiß begehrten Schutzmasken aus: „Der Nasen-Mund-Schutz ist derzeit kaum erhältlich. Da ist die Nachfrage extrem hoch.“ Thomas Veitschegger ist selbst Apotheker in Bad Leonfelden: „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in zwei Teams, eines mit Maske, eines ohne. Außerdem habe ich eine Plexiglaswand, einen sogenannten Spuckschutz, bei den Kassen montiert. So funktioniert das bestens bei uns.“

Alkohol aus Weizen

Auch Hans Reisetbauer aus Kirchberg-Thening hat seine Schnapsproduktion derzeit stillgelegt und stellt reinen Alkohol her, den die Apotheken dann zur Produktion von Desinfektionsmitteln verwenden können. „Für uns wäre jetzt eigentlich die Hauptsaison, in den bayrischen, österreichische und italienischen Skigebieten. Deswegen sind unsere Lager bestens gefüllt.“


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Hans Reisetbauer ist ehrlich: „Natürlich wäre ich froh über jedes Geschäft, aber jedes Leben ist wichtiger als Geld. Deswegen verstehe ich die Maßnahmen komplett.“ Jetzt gelte es, die kommenden drei Monate zu überstehen. Vom Lagerhaus und anderen Partnern aus „seinem“ Bezirk Linz-Land wird Hans Reisetbauer mit dem Rohstoffen Weizen versorgt, aus dem dann der Alkohol hergestellt wird.

„Ich mache das jetzt so lange, wie es gebraucht wird. Wenn ich so was anfange, ziehe ich mich nicht gleich wieder zurück.“ Denn immerhin hoffe er, dass der Reisetbauer-Alkohol dazu beitrage, „dass sich weniger Menschen anstecken und die Leute gesund bleiben.“ (Infos auf www.reisetbauer.at)

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"Große Mengen, nachhaltige Preise"

Die ersten Gebinde sind fertig, die Freude und der Stolz im Team sind groß. „Alle Beteiligten sind so begeistert von diesem sinnvollen Projekt“, sagt Ina Graggaber, Managerin beim Linzer Chemie-Unternehmen ESIM Chemicals. In dessen Produktionsanlagen im Chemiepark werden seit dieser Woche Desinfektionsmittel für Hände und Oberflächen nach WHO-Rezeptur im großen Stil hergestellt.
Abnehmer gibt es schon etliche, etwa die Oberösterreichische Gesundheitsholding. „Wir können große Mengen produzieren und deswegen nachhaltige Preise anbieten. Dieses Projekt steht wirklich auf einer soliden Basis“, sagt Graggaber. Die Nachfrage ist enorm, „derzeit sind wir auf der Suche nach einem Distributionspartner. Wir sind mitten im Feintuning.“

1000-Liter-Container
Damit die Dimensionen klar werden, hier werden keine kleinen Brötchen gebacken: Abgefüllt wird in 1000-Liter-Container, „das kleinste Gebinde, das wird derzeit befüllen, sind 20-Liter-Kanister“, sagt die Managerin. Der Rohstoff Bio-Ethanol kommt von der Agrana. Jener Spezial-Bescheid, den man für die Produktion von Desinfektionsmitteln braucht, ist für die Dauer der Krise gültig.
Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es nur wenige Wochen. „Wir sind stolz, dass wir es in dieser schweren Krise so schnell geschafft haben, ein für uns neues Produkt auf die Beine zu stellen, das wir wirklich qualitätsgesichert und in großen Mengen herstellen können“, freut sich auch Martin Häubl, Innovationsmanager bei ESIM Chemicals.