Der Regenwurm, dein Freund und Helfer
Morgen ist Valentinstag. Da hab’ ich mir gedacht, ich schenke unserer Omama Schneeglöckchen, die blühen nämlich schon in unserem Garten. Ich war aber so ungeschickt, dass ich ein Blumerl mitsamt Zwiebel und Wurzel ausgerissen und so ein Loch in die Erde gemacht hab’. Plötzlich schaute da ein rosarotes Gekringel hervor. „Wäää!“, hab’ ich gekreischt, da hat es sich langsam ausgewickelt und ganz lang gemacht. Und ich konnte sehen, es war ein Wurm, ein richtiger, echter Regenwurm. Da hab’ ich noch mal ganz laut „Wäää!“ gerufen und zum Drüberstreuen auch noch „wie grauslich!“ Irgendwie habe ich bei dem Wurm dann ein klitzekleines Wassertropferl bemerkt, hab’ aber nicht gewusst, ist das vorn oder hinten. Ich weiß ja nicht, wo der Regenwurm sein Gesicht hat oder sein Hinterteil. Doch dann hat der Wurm zu mir gesprochen, also wusste ich, wo der Kopf ist und auch, dass dieses Tröpferl eine Träne war.
Ohne Freunde sein
Weinerlich hat er gesagt „ich gefalle niemandem, ich hab’ keine Freunde“. „Oh entschuldige, war nicht so gemeint. Aber du bist doch der Freund der Gärtner“, hab’ ich geantwortet, und der Wurm darauf, „das stimmt. Die sagen es aber auch nur, weil ich fleißig arbeite und Röhren in die Erde grabe, damit Luft und Wasser hinein können. Wenn es regnet, kann das Wasser durch diese Röhren viel besser verdunsten, und ... Seppy, willst du mein echter Freund sein?“ Einen Regenwurm als Freund? Okay Wurm, ab jetzt bin ich dein Freund. „Dann umarme mich!“ hat der Wurm wieder gesagt. Aber wie soll ich einen Regenwurm umarmen? Na gut, ich hab’ ihn dann irgendwie um meine Finger gewickelt. Der Wurm war ganz still und ruhig. Ich dachte schon, ich hätte ihn zerdrückt, aber dann hat er geflüstert „ich wusste es, jeder findet seinen Freund, ich hab’ dich gefunden, du hast mich gefunden.“ „Is’ schon gut, aber du solltest dich jetzt besser vertschüssen, bevor dich die Amsel findet, die dort oben in den Zweigen sitzt.“
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters