Dampft, zischt und sagt Falten den Kampf an
Prinzipiell bin ich wenig anfällig, wenn es um technische Geräte geht. Außer jemand versucht wieder und wieder, mich dringlich von diesem oder jenem Alltagshelfer zu überzeugen. Dann knicke ich irgendwann ein und bin ein leichtes Opfer.
Seit Wochen, nein Monaten, hantieren Menschen aus sozialen Medien mit einem Gerät herum, das optisch an einen großen Föhn erinnert, zischende Geräusche von sich gibt und nur ein Einsatzgebiet kennt: den Kampf gegen die Falten. Im Fachjargon wird das Teil als „Dampfglätter“ betitelt, ich nenne es das Bügeleisen für Faule – und fühle mich direkt adressiert. Es gibt ja im Leben kaum eine sinnlosere Aktivität als Bügeln, deswegen verwehre ich mich seit Jahrzehnten dagegen und greife das heiße Eisen nur an, wenn der Knittergrad so hoch ist wie das Gesicht eines Shar-Pei, das ist der chinesische Faltenhund. Alles andere lässt sich vortrefflich aufhängen, ausstreifen oder wird spätestens beim Tragen durch die Körperwärme glatt. Rede ich mir zumindest ein.
Keine Beschwerden
Und da es noch Beschwerden über mein faltiges Dasein gab und mir solche auch herzlich wurscht wären, hat es mir bis dato an nichts gefehlt. Bis der Dampfglätter in mein Leben fauchte.
Nun bin ich also stolze Besitzerin dieses Geräts und plötzlich kommt mir fast jeden Tag irgendein Kleidungsstück unanständig faltig vor. Shirts und Hosen werden hängend bedampft und aus irgendeinem, mir völlig unerklärlichen Grund ist das befriedigend und macht Spaß. Nicht nur ich, sondern auch andere Familienmitglieder nutzen das Teil wie ein kleines Spielzeug. Mal sehen, wie lange der Hype hält, derartige Haushaltsobsessionen flauen ja meist nach ein paar Wochen wieder ab. Dann leben wir eben wieder im Knitterlook, ist angeblich sowieso in.