Chronik/Oberösterreich

Bei potenzieller Gefahr stellt sich der Körper auf Kampf ein

von Silke Kranz

Die Frage, die mir in meiner Praxis zur Zeit am häufigsten gestellt wird, ist wahrscheinlich: Frau Doktor, haben Sie etwas zum Schlafen für mich? Die Coronazeit ist wohl nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Aus den verschiedensten Gründen sind die meisten angespannt und können nur schwer „herunterkommen“.

Die Beschwerden reichen von der genannten Schlaflosigkeit über Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Durchfälle bis hin zu - zumindest gefühlten - Herzrhythmusstörungen. Verantwortlich dafür ist unser sogenanntes vegetatives Nervensystem. Es wird auch autonomes Nervensystem genannt, weil wir es nicht willkürlich beeinflussen können. In manchen Fällen ist das gut so, wir müssen uns zum Beispiel nicht daran erinnern, zu atmen oder unser Herz schlagen zu lassen. Manchmal steht es uns jedoch zumindest ein bisschen im Weg. Die „Steuerzentrale“ befindet sich in einem sehr alten Anteil unseres Gehirns, ist also wenig kompliziert und reagiert schnell ohne alles abzuwägen.

Schwitzige Hände

Im Klartext: Wird eine unbekannte Situation wahrgenommen, kann diese rasch als potenziell gefährlich eingestuft werden und führt zu verschiedenen Reaktionen, die uns auf Kampf vorbereiten: Erhöhung von Blutdruck, Puls und Atemfrequenz, Anspannung der Muskulatur und einiges mehr wie zum Beispiel Schwitzen in den Händen. Das alles wird durch den sogenannten Sympathikus gesteuert.

Unser "Bauchgefühl"

Im Gegensatz dazu wirkt der Parasympathikus, sein Gegenspieler, eher beruhigend und senkt die Spannung, während er die Verdauung aktiviert. Apropos Verdauung: Der dritte Teil des Vegetativums nennt sich enteritisches Nervensystem, damit werden die Nerven und ihre Bahnen im Darmtrakt bezeichnet. Es wird zwar von den anderen beiden Teilen beeinflusst, hat aber dennoch ein Eigenleben, welches sich einerseits durch Verdauungsbeschwerden in belastenden Situation äußert. Andererseits werden aber viele unserer Eindrücke und manchmal auch Entscheidungen von dort aus beeinflusst, durch unser „Bauchgefühl“.

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Warum erzähle ich Ihnen das alles? Sie haben am Sonntag doch bestimmt keine Lust auf eine Einführung in Neurologie. Nun, für viele Menschen ist es bereits beruhigend, wenn sich hinter ihren Beschwerden nicht Dramatisches versteckt. So reicht häufig ein unauffälliges EKG zur Beruhigung aus. Und außerdem gibt uns Kenntnis immer die Möglichkeit zur Lösung: Wissen Sie, dass Ihr Sympathikus momentan regiert, greifen Sie zu beruhigenden Maßnahmen wie Yoga oder autogenem Training und finden Sie dadurch Ihre innere Balance wieder.