Chronik/Niederösterreich

Wunderheiler Braco in Vösendorf: Blicke, die Gold wert sind

Zugegeben: Unvoreingenommen einen Wunderheiler zu besuchen, fällt schwer. Zumal die einzige Leistung Bracos darin besteht, einen anzustarren. Für nicht ganz fünf Minuten. Mit etwa 200 anderen Menschen im Saal. Was der Kroate damit auslöst, ist kaum zu glauben.

Als der KURIER am Sonntag in das Eventhotel Pyramide in Vösendorf kommt, sind schon viele „Jünger“ von Braco da. Die Einheiten laufen im Stundentakt seit 8 Uhr Früh. Das Ticket kostet zehn Euro. Es sind vor allem Frauen um die 50 Jahre, die dafür Schlange stehen. Um dabei sein zu dürfen, muss man über 18 Jahre alt sein. Schwangeren wird vom Besuch abgeraten. Warum das so ist, bleibt offen.

Blumentausch

Zur Würdigung des Gurus bringt jeder eine Blume mit. Nach der Einheit bekommt man eine andere als Andenken geschenkt. „Waren Sie schon drinnen?“, fragt eine Frau, die bei einer Zigarette auf den Termin um 11 Uhr wartet. Braco habe eine Kraft, die sie sich nicht erklären kann, erzählt sie. Aus dem Raum strömen gerade Menschen mit glückseligen Gesichtern. Einige stellen sich direkt wieder am Ticketschalter an. Sie wollen an diesem Tag alle sieben Einheiten von Braco erleben – 70 Euro werden fällig. Mengenrabatt gibt es keinen.

Als sich die Türen zum Seminarraum erneut öffnen, fühlt man sich an Popkonzerte von Teenie-Idolen erinnert. Die Damen mittleren Alters stürmen in den Saal, um möglichst nahe an Braco heranzukommen. Eine junge Frau mit kroatischem Akzent eröffnet die Einheit. Sie bittet das Publikum zu erzählen, warum es da ist.

Eine Frau sagt, dass sie seit dem Jahr 2000 regelmäßig mit dabei ist. Braco habe ihr vorhergesagt, dass sich ihr Kinderwunsch mit 41 und 44 Jahren erfüllen wird. Und siehe da, es sei so gekommen. Warum die Moderatorin die nächste – angeblich willkürlich ausgewählte – Frau sofort auf Englisch anspricht, bleibt ein Rätsel. Die Dame kommt jedenfalls extra aus Kanada. Es folgt ein Video, in dem Menschen erzählen, dass der Kroate sie geheilt hätte.

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Heulkrämpfe

Dann betritt Braco die Bühne, stellt sich auf ein Podest und schaut. Der mittelgroße, schmächtige Mann verzieht keine Miene. Aus den Saal-Lautsprechern erklingt sphärische Musik. Einige Frauen beginnen zu weinen. Nachdem der Guru nach weniger als fünf Minuten den Saal wieder verlässt, stürmen sie an die Verkaufsstände, um DVDs zu kaufen. Die Moderatorin versichert, dass Bracos Blick auch via TV und Internet-Liveübertragung funktioniere.

Gleich neben dem DVD-Stand werden Schmuckstücke um 1.900 Euro verkauft. Die Ketten würden sich mit Bracos Energie aufladen und im Alltag heilen.

Braco habe seinen magischen Blick im Alter von 30 Jahren erkannt und schaut (sich) seither die Welt an. Die Erleuchtung bleibt beim KURIER-Lokalaugenschein aus.

Beim Hinausgehen bekommt man ein Visitenkärtchen zugesteckt mit dem Hinweis, dass Braco im November wieder in Vösendorf sein wird. Auf der Karte wird auch darauf hingewiesen, dass die Begegnung mit Braco keinen Arzt- oder Therapeutenbesuch ersetzt und man den Rat von Medizinern weiterhin befolgen solle – ein wichtiger rechtlicher Aspekt.