Wieselburg: Wahlkampftöne am Bauerntag
Niederösterreichs ÖVP hielt der türkis-blauen Koalition bis zu deren Scheitern ungebrochen die Treue. Nun fokussiert sich die gesamte Unterstützung auf Sebastian Kurz. Das wurde am Samstag auch beim Bauerntag in Wieselburg, Bezirk Scheibbs, deutlich.
Das Hochfest des NÖ Bauernbunds wurde zum Heimspiel für den Ex-Kanzler, Wahlkampf-Töne inklusive. „Am 29. September geht es nur um eines, unseren Sebastian Kurz nach Kräften zu unterstützen“, stellte Klaudia Tanner, Bauernbund-Direktorin, gleich zu Beginn für die rund 2.000 Festzelt-Gäste klar und versicherte dem Bundesparteichef: „Was wir für dich tun können, werden wir tun.“
Die bundespolitischen Vorgänge der vergangenen Wochen fasste der Präsident der nö. Landwirtschaftskammer, Johannes Schmuckenschlager so zusammen: „Rot und Blau haben uns den Kanzler weggenommen, jetzt gibt es niemanden mehr, der für die Bauern einsteht.“
Landesvize Stephan Pernkopf, seit kurzem auch Bauernbund-Obmann, legte nach: „Wir brauchen wieder Hausverstand in unserer Bundesregierung. “ Eine „unheilige Allianz aus Rot und Blau“ habe den Willen des Bundespräsidenten ignoriert und „einen international hochgeschätzten Bundeskanzler in herabwürdigender Weise abgewählt“.
Glyphosat-Verbot
Auch beim Thema Glyphosat habe die FPÖ – sie beschloss ein Totalverbot mit der SPÖ – ihr wahres Gesicht gezeigt: „Beim Thema Unkrautvernichter haben sie sich als Bauernvernichter erwiesen.“ Die „Koalition aus Macht, Arroganz und Abgehobenheit werde am 29. September aber abgewählt: „Dann entscheiden die Menschen, dann sind wir am Wort.“
Kurz, der vor und nach seinem Auftritt immer wieder für Selfies zur Verfügung stand, arbeitete bei seiner Rede eine breite Palette an Themen ab. Zu Beginn ging es einmal mehr um das Ibiza-Video, das schlussendlich das Ende der Regierung auslöste. „Herbert Kickl und andere versuchen Verschwörungstheorien zu verbreiten, wann ich vom Ibiza-Video erfahren habe.“ Vor sechs Wochen habe ihn der Vizekanzler kontaktiert und um ein Vier-Augen-Gespräch gebeten, beschrieb der Ex-Kanzler seine Sicht der Dinge. Dabei habe er ihn ohne viele Details auf „negative Berichterstattung am kommenden Tag“ vorbereitet. „Wir haben natürlich versucht, die Zusammenarbeit in der Regierung fortzusetzen“ so Kurz. „Bei einigen in der FPÖ war aber gar keine Einsicht da, welche Dimension dieses Video hatte. Darum waren Neuwahlen eine Notwendigkeit. “
Auch das Thema Migration kam beim Auftritt des türkisen Parteiobmannes nicht zu kurz: „Wir sind ein Land, das christlich geprägt ist, darauf können wir stolz sein. Ein Land verändert sich aber durch Zuwanderung. Allerdings muss sichergestellt sein, dass Österreich auch Österreich bleibt. Migration kann es niemals ohne Integration geben. Wenn jemand zuwandert, muss er sich integrieren.“
Bevor schließlich Bier und Grillhendl serviert wurden, gab es noch klare Wahlkampftöne: „Kämpft entschlossen dagegen an, dass derzeit viele versuchen, uns schlecht zu machen und zu diskreditieren. Seien wir demütig in Bezug auf die derzeitigen Umfragen. Es geht nicht nur darum, Erster zu werden, sondern es geht darum, eine rot-blaue Mehrheit zu verhindern. Ich garantiere euch, wenn es die Chance auf eine Mehrheit gegen uns gibt, sie werden sie nutzen.“