Chronik/Niederösterreich

Tibet im Herzen: Mit dem Rad und per Pferd auf den Himalaya

„Tibet ist schon mein Lebensthema geworden“, sagt Josef Mann. Und wenn das einer behaupten kann, dann er. 20 Mal bereiste der Autor und Fotograf aus Bruck/Leitha die Hochebene auf der Nordseite des Gebirges, verbrachte Monate dort. 10.000 Fotos und mehr als 20 Reiseberichte entstanden. Während der Corona-Pandemie hat er diese nun zu dem Bildband „Tibet. Der Welt abhanden gekommen“ verarbeitet.

Die Faszination fürs Reisen packte den heute 74-Jährigen schon als Kind. Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Weinviertel, waren Bücher Mangelware. Was es gab, waren historische Reiseberichte, etwa von Sven Hedin und seinen Reisen per Kamelkarawane durch die Mongolei. Irgendwann fiel ihm „Sieben Jahre in Tibet“ von Heinrich Harrer in die Hände.

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„Da hab ich mir gedacht, da muss ich unbedingt hin“, erinnert sich Mann. Nach der Öffnung in den 80ern machte er sich auf die Reise. Die Hochebene „mit Sanddünen wie in der Sahara“ fand er faszinierend, die Menschen erlebte er als gastfreundlich. „Wir wurden überall eingeladen auf den berüchtigten Buttertee.“

Die Reisen in der Region waren abenteuerlich. Mitte der 90er-Jahre radelte Mann etwa mit dem Mountainbike 1.000 Kilometer von Lhasa nach Kathmandu – über den Himalaya Hauptkamm und fünf Fünftausender-Pässe. Und das bei halb so viel Sauerstoff.

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Auf halben Weg wurde Mann damals von einem der gefürchteten Hirtenhund gebissen, er hatte zehn Tage - die Inkubationszeit - Zeit, um für eine Tollwut-Impfung nach Kathmandu zu gelangen. Mit dem Pferd umrundete Mann später den heiligen Berg Amnye Machen der Golok-Nomaden.

„Beeindruckt hat mich die religiöse Inbrunst der Menschen“, erzählt der 74-Jährige. Pilger, die den heiligsten Berg der tibetischen Buddhisten, den Kailash, umrunden, tun dies, indem sie sich Körperlänge für Körperlänge hinwerfen.

Mitgefühl

„Das Wichtigste ist das Mitgefühl allen lebenden Wesen gegenüber. Und Achtsamkeit“, sagt Mann. Das habe er für sich aus Tibet mitgenommen.

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Obwohl Mann als Entwicklungshelfer und Autor gut 50 außereuropäische Länder bereist hat, blieb die Faszination für Tibet am größten. Als also die Pandemie das Reisen unmöglich machte, wollte er seine Erlebnisse als Buch zugänglich machen. Vielleicht nicht sein Letztes. Denn Mann hat noch viel vor. Jetzt ist Neuseeland dran.

Tibet. Der Welt abhanden gekommen; 292 Seiten/347 Farbbilder; MANN & SKRIPT 2021; ISBN 978-3-200-07868-0