Chronik/Niederösterreich

Schlecht vorbereitet in die Berge: Retter warnen vor großen Gefahren

Zu rund 800 Einsätzen rücken die ehrenamtlichen Helfer der niederösterreichischen Bergrettung jährlich aus. 

Rund ein Drittel davon wäre allerdings gar nicht nötig, wenn die Hilfesuchenden sich ausreichend auf ihre Bergtour vorbereitet hätten. 

Denn diese Einsätze betrafen grundsätzlich unverletzte Wanderer, die schlicht falsch ausgerüstet waren oder die körperlichen Anforderungen unterschätzt hatten. „Wir sind an der Grenze des Machbaren für die Ehrenamtlichen. Daher bemühen wir uns, den Menschen klar zu machen, welchen Gefahren sie sich aussetzen, und dadurch die Zahl vermeidbarer Einsätze zu senken“, kündigte Landesleiter Matthias Cernusca am Dienstag bei einem Pressetermin im Raxalm-Berggasthof an der Rax-Seilbahn im Bezirk Neunkirchen an. Denn: „Es gab noch nie  ein solch gutes Ausrüstungsangebot, so viele technische Behelfsmittel zu leistbarem Preis wie heute. Und dennoch haben wir so viele Einsätze aufgrund unverletzter Personen wie noch nie“.

"Gründliche Planung"

"Es genügt nicht, sich mit einem Youtube-Video auf eine Bergtour vorzubereiten", warnt Christoph Kainz, Präsident des NÖ Zivilschutzverbandes, der die Bergretter in der aktuellen Informationskampagne unterstützt. Entsprechende Ausrüstung sei ebenso wichtig wie Erfahrung und eine gründliche Planung im Vorfeld.

"Wir haben ein engmaschiges Sicherheitsnetz in Niederösterreich. Wenn etwas passiert, können sich die Menschen darauf verlassen, dass Hilfe kommt", so Kainz. Eine "Vollkasko-Mentalität" greife aber deshalb immer stärker um sich. 

Doch Cernusca stellt klar: "Wir sind nicht einsatzgeil. Weniger ist uns lieber. Wir sind natürlich da, um zu helfen, stellen im Ernstfall auch nicht die Verschuldensfrage, aber es gibt Situationen, die auch für uns zu gefährlich sind, in denen ich es nicht verantworten kann, die Sicherheit meiner ehrenamtlichen Helfer zu riskieren und wir daher nicht in den Einsatz gehen können."

"Lieber früher Hilfe rufen"

Er appelliert daher, im Ernstfall "lieber früher Hilfe zu rufen, als zu spät". Immer häufiger komme es nämlich zu Fällen, in denen Wanderer bis zur letzten Minute zögern und versuchen, sich doch noch selbst aus einer gefährlichen Situation zu befreien. "Je später, desto schwieriger wird es aber für die Retter", so Cernusca.

Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, sei eine gründliche Planung einer Bergtour unerlässlich, betont er. "Das bedeutet, sich den Wetterbericht genau anzuschauen, die Schwierigkeit und Länge der Route. Wenn zum Beispiel fünf Stunden Gehzeit angegeben sind, dann kann ich nicht um 15 oder 16 Uhr aufbrechen", warnt Cernusca. 

Wetterumschwung einkalkulieren

Im Zweifelsfall sei unbedingt Hinweisen von Hüttenwirten oder Ortskundigen der Vorrang vor Prognosen in Apps zu geben. "Und man sollte das Wetter auch während einer Wanderung immer aktiv im Blick haben."

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"Viele verstehen nicht, dass es bei ihrer Abfahrt in Wien zwar 30 Grad haben, am Berg aber schnell auf 10 Grad oder weniger abkühlen kann", weiß der Chef der Bergretter aus Erfahrung zu berichten. "Sie kommen in kurzer Hose und einem dünnen Leiberl. Das kann einen schnell in eine sehr ungute Situation bringen."

Immer Jacke mitnehmen

Daher: Immer eine Jacke und eine Kopfbedeckung mitbringen. Festes Schuhwerk sei ohnehin Voraussetzung. In den letzten Jahren häuften sich Berichte über unerfahrene Wanderer in leichten Turnschuhen oder gar Flip Flops. Cernusca hofft auf Besserung: "Wir appellieren da wirklich an die Eigenverantwortung der Menschen."