Chronik/Niederösterreich

Hostienbäckerei: In Handarbeit zu sechs Millionen Oblaten

Die Maschine rattert in ohrenbetäubender Lautstärke. Doch das stört Andrea Seif nicht. In routinierten gleichmäßigen Bewegungen entnimmt sie die von der Waffelmaschine gepressten heißen Teigplatten, schneidet die Teigreste ab und stapelt sie.

Pflaster schützen ihre Finger vor Verbrennungen.

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„Sie muss da sitzen, bis kein Teig mehr da ist“, erklärt Backstuben-Chefin Johanna Nemetz augenzwinkernd. Und das kann dauern: Immerhin werden in einer der größten Hostienbäckerein des Landes pro Tag rund 60 Kilogramm Weizenmehl zu Teig verarbeitet.

Seit 1926 betreiben die Steyler Missionare die Backstube in der Herz Jesu Pfarre in Mödling. An zwei Tagen der Woche stellen vier Mitarbeiterinnen die Hostien her. Pro Woche backen und verpacken sie bis zu 150.000 Stück.

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Vor Ostern herrscht – so wie auch vor Weihnachten und Fronleichnam – traditionell Hochbetrieb. „Es gibt Pfarren, die brauchen dann die doppelte Menge“, erklärt Nemetz.

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Eigentlich ist das Hostienrezept simpel – allerdings braucht es für die perfekten Oblaten handwerkliches Geschick. Michaela Eidler mischt in großen Wannen zwei Sorten Mehl mit Wasser. Erfahrung ist hier wichtig: Denn im Frühling und im Herbst ist das Mehl unterschiedlich klebrig.

Der Teig darf auch nicht zu dick oder zu dünn sein. „Sie hat da schon ein Gespür“, sagt Nemetz.

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Der fertige Teig wird dann auf die heißen Waffeleisen gegossen, wo er durch die Hände von Bäckerin Seif wandert. Die ist seit 25 Jahren in der Hostienbäckerei tätig. „Die Frau Seif kann beim Probieren sagen, ob eine Hostie von uns stammt“, verrät Nemetz.

Die in der Bäckerei verwendete Waffelmaschine ist übrigens ein Urgestein und seit 1972 in Betrieb. „Die backt schon so lange, dass man sagen muss, sie ist unverwüstlich“, erzählt Nemetz lachend.

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Nach jedem Backtag wird die Maschine gründlich gereinigt. Das dauert durchaus zwei Stunden.

Trend glutenfrei

In den vergangenen Jahren habe die Nachfrage nach glutenfreien Hostien zugenommen, berichtet Nemetz. Die können die Frauen allerdings nicht backen, daher werden sie aus Deutschland bezogen.

Wobei, komplett glutenfrei dürfen die Hostien gar nicht sein: „Ein ganz geringer Gehalt an Gluten muss drinnen sein, sonst sind sie laut Vatikan nicht eucharistiefähig.“ Der Anteil sei aber so gering, dass es niemanden störe, erklärt die Backstuben-Leiterin.

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Bevor aus den Platten Hostien werden, müssen sie für zwei Tage in den Befeuchtungsraum. Denn sonst würden sie beim Ausstechen der Oblaten brechen. Dieses geschieht maschinell. Dafür ist Katarina Gajic zuständig. Aus einem 20 Zentimeter dicken Stapel Teigplatten werden Hostien in verschiedenen Größen gestanzt.

Je nachdem, ob es sich um kleine Priester-, Laien- oder Konzelebrationshostien handelt.

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Danach kommen sie in die Rüttelmaschine, wo die gebrochenen oder unsauber gestanzten Oblaten händisch aussortiert werden. Auf die Handarbeit sind die Frauen stolz. „Wir stellen ja etwas her, das den Gläubigen dient“, sagt Nemetz. In Deutschland hingegen würden bereits Backstraßen zum Einsatz kommen.

Auch das Verpacken geschieht von Hand, ehe die Hostien verschickt werden. Bis nach Osttirol werden sie geliefert. Auf Lager gelegt wird nichts: Die Hostien der Steyler Missionare seien nie älter als drei Wochen.

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Zuletzt nahm die Menge der Bestellungen aber ab. „Die Leute gehen einfach weniger in die Kirche“, meint Nemetz. Zudem gebe es aufgrund von Pfarrzusammenlegungen auch weniger Messen. Zwar stellen die Frauen pro Jahr rund sechs Millionen Hostien her, vor zehn Jahren sei es aber noch um ein Drittel mehr gewesen.