Der Agent, der durch den Hintereingang kam

Vom IZD-Tower (rechts) haben US-Agenten eine ausgezeichnete Sicht in die UNO-Büros.
Konspirative US-Agenten deuten auf einen NSA-Horchposten im IZD-Tower hin.

Bei der Suche nach dem NSA-Lauschposten in Wien, von dem die UNO-City abgehört werden soll, haben heimische Sicherheitsexperten einen heißen Tipp: Der IZD-Tower in der Wagramer Straße. Dort kann man US-Agenten beobachten, die den Büroturm auf konspirative Weise betreten und verlassen.

Der 140 Meter hohe IZD-Tower (Internationales Zentrum Donaustadt) mit seinen 41 Etagen kann normalerweise nur über die Empfangshalle betreten werden. Dort passiert jeder Besucher den Sicherheitsdienst. Zutritt bekommt man nur mit einer elektronischen Zutrittskarte. Zu den Zutrittsberechtigten zählen auch US-Diplomaten. Denn dort residiert offiziell die US-Vertretung bei den Vereinten Nationen.

Es gibt aber auch Agenten, die nutzen einen exklusiven Hintereingang. Folgende Szenen sind fallweise in der Kratochwjlestraße an der Rückseite zu beobachten: Aus einer Diplomatenlimousine mit WD-Kennzeichen entsteigt ein Mann mit schwarzen Anzug und Aktenkoffer, und strebt der Rückseite des IZD-Towers zu. Gleich neben dem Müllraum befindet sich eine unscheinbare Glastüre, die von einer Kamera gesichert wird. Die Türe wird von einem Uniformierten im Inneren geöffnet. Er trägt eine amerikanische Uniform, die stark jener der New Yorker Polizei ähnelt. Im Holster steckt ein Smith & Wesson Revolver.

Horchposten

Sicherheitsexperten sind sich einig, dass gerade diese Front des IZD-Towers ein ausgezeichneter Horchposten für die UNO-City sei. Denn der erste UN-Turm ist nur knapp 50 Meter entfernt. Mit einem guten Feldstecher könnte man sogar den Speiseplan lesen, ohne dass man einen dortigen Computer hacken müsste.

Durch die Sichtverbindung sei es außerdem möglich, mittels Lasermikrofon, das auf Fensterscheiben gerichtet wird, Gespräche auch in nicht verwanzten Räumen abzuhören.

Der Druck auf SPÖ-Verteidigungsminister Gerald Klug wächst: ÖVP, FPÖ, Grüne und Team Stronach wollen, dass die Öffentlichkeit über die Existenz von Verträgen Österreichs mit ausländischen Geheimdiensten wie der NSA informiert wird.

Informieren müsste Klug den Unterausschuss des Landesverteidigungsausschusses im Parlament, der die Kontrolle der Heeres-Nachrichtendienste über hat. Was dort zur Sprache kommt, ist geheim. Das Gleiche gilt für den Unterausschuss zum Innenausschuss, der die Nachrichtendienste der Polizei kontrolliert. Laut Abgeordneten hat die Innenministerin im vergangenen Unterausschuss Kooperationen mit dem Ausland „offen gelegt“, der Verteidigungsminister nicht – eine Sicht, die das Büro Klug so nicht teilt.

Sondersitzung

Der Grüne Peter Pilz, der im Verteidigungs-Unterausschuss sitzt, hat nun vor, Klug in Kürze wieder vor den Ausschuss zu zitieren. Es gebe den begründeten Verdacht, dass NSA und CIA von der US-Botschaft in Wien aus agierten. Zudem habe die NSA für die Lauschstation des Heeresnachrichtenamtes auf der Königswarte bei Hainburg ihr Equipment installiert. Von dort aus werde Funkverkehr des Auslandes mitverfolgt. Pilz: „Österreich wird zu einer Daten-Bananenrepublik der Amerikaner.“ Möglich ist laut Pilz auch eine Sondersitzung des Nationalrates.Der Unterausschuss kann mit den Stimmen von vier Mitgliedern einberufen werden. Die FPÖ ist laut Abgeordneten Harald Vilimsky dabei. ÖVP-Mitglied Michael Ikrath sagt: „Pilz wird meine Unterstützung haben.“ Klug habe seine Auskunftspflicht missachtet. Die Spekulationen rund um die NSA seien so gravierend, dass Klug nun am Zug sei.

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