Die Wahrheit über „Dinner for One“
Der Kult-Sketch kommt jetzt als Serie. „Miss Sophie: Same Procedure As Every Year“ erzählt die romantische Vorgeschichte.
Eine englische Lady an einem festlich gedeckten Tisch, ein torkelnder Butler, natürlich ein Tigerfell und ein paar Gläser Champagner zu viel: Darüber lacht zu Silvester ganz Österreich (und ganz Deutschland dazu). Im 18-Minuten-Sketch „Der 90. Geburtstag oder Dinner for One“ richtet der livrierte Diener James ein feierliches Abendessen für die vier engsten Freunde seiner Chefin an. Bloß dass diese längst tot sind. Und James in ihre Rollen schlüpft und ihre Drinks kippt.
23-mal umrundet er den Tisch, elfmal stolpert er dabei übers darniederliegende Großwild. Als Admiral schlägt er beim Zuprosten sogar brav die Hacken zusammen. Alles wie jedes Jahr?, fragt er vor jedem Gang. Same Procedure As Every Year!, erwidert fröhlich Miss Sophie. Im Guinness-Buch der Rekorde steht der Sketchklassiker als weltweit am häufigsten wiederholte Fernsehproduktion. Zum Jahreswechsel gehört er hierzulande dazu wie Sekt und Donauwalzer. In England hingegen kennt ihn so gut wie keiner.
Miss Sophie in Nöten
62 Jahre nach der Erstausstrahlung hat Amazon Prime sich nun etwas einfallen lassen. Die Serie „Miss Sophie: Same Procedure As Every Year“ erzählt ab dem 22. Dezember die Vorgeschichte des Dinners und damit auch, was es mit den später imaginären Gästen Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom auf sich hat.
England, 1911. Die junge Miss Sophie, keck, charmant und leichtfüßig gespielt von Alicia von Rittberg, befindet sich in einem schweren finanziellen Engpass. Aus dieser Not heraus lädt sie fünf Heiratskandidaten auf ihr Schloss ein, zum Wettstreit um ihr Herz. Blöd, dass einer der Herren ermordet wird. Während die Brautwerber um Sophie buhlen, versucht sie den Mord aufzuklären. Ihre Zuneigung gehört aber eigentlich jemand anderem, und zwar seit sie ein Mädchen ist: dem Butlersohn James (Kostja Ullmann). Für eine Adelige natürlich eine Liebe, die nicht standesgemäß ist.
Moritz Bleibtreu hatte Spaß
Ergebnis: romantische Verwicklungen, verquickt mit einer Mördersuche, alles vor historischer Kulisse und durchdrungen von britischer Lebensart. Befürchtungen, das Sketch-Heiligtum zum Ärger des Publikums unbedarft zu beschädigen, gab es dabei nicht, behauptet Produzent und Autor Tommy Wosch: „Ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht.“
Die Serie basiert auf dem Roman „Dinner for One – Killer for Five: Der 90. Geburtstag und was wirklich geschah“ von Michael Koglin. Die sechs Folgen profitieren aber vor allem von einer starken Besetzung: Neben von Rittberg erfreuen etwa Moritz Bleibtreu als trinkfester Franzose Pommeroy, Frederick Lau als Mr. Winterbottom und Gentleman von Welt sowie Ulrich Noethen als Butler Mortimer. „Es hat genau so viel Spaß gemacht, das zu drehen, wie man annimmt“, erklärt Bleibtreu im Interview, und fügt hinzu: „Mit Alicia als Dompteurin, die unsere maskulinen Dummheiten bestens gemanagt hat.“
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