Milliardengeschäft: Wie giftig Lachs auf unseren Tellern sein kann
Mit den vielen Problemen, die es im Zusammenhang mit Zuchtbecken im Meer für Lachs gibt, beschäftigt sich "Salmon Wars: The Dark Underbelly of Our Favorite Fish", das Buch des Pulitzer-Gewinners Douglas Frantz und der Wissenschaftsjournalistin Catherine Collins aus 2022. Sie haben sich die Probleme des Lachs aus der Aquakultur im Meer in genauer angesehen.
➤ Mehr lesen: Warum Wildlachs doch nicht so gut ist
Angefangen hat das Interesse am Zuchtlachs des Investigativjournalisten und der Journalistin mit Universitätsabschluss in Meeresbiologie, als in ihrer kanadischen Heimat Nova Scotia eine große Meeresfischzucht entstehen sollte. Etwa 90 Prozent der Supermarkt-Lachse weltweit stammen aus solchen Zuchtbecken. Das kanadische Riesenprojekt wurde schließlich von den Bewohnern Nova Scotias vereitelt.
Bloomberg hat mit dem Autorenpaar ein Interview geführt, in dem Collins und Frantz:
- vor toxischen Fischen warnen
- erklären, warum Züchtungen in Meeresbecken so schlecht sind
- welche Lösungen es gibt
Autoren warnen vor Gift im Lachsfleisch
An erster Stelle stehen für Collins die Gesundheitsrisiken, die sich durch den Verzehr von gezüchtetem Atlantik-Lachs ergeben. Diese Art Lachs sei insbesondere für die folgenden Bevölkerungsgruppen nicht empfehlenswert:
- Schwangere Frauen
- Säuglinge
- Kinder
Gifte, insbesondere Polychlorierte Biphenyle, sind extrem schädlich und können Krebs auslösen. Diese Tatsache ist schon seit einigen Jahren bekannt. Die Autoren des Buchs warnen vor diesen Polychlorierten Biphenylen (PCB), sie "verbleiben im Lachsfleisch und sammeln sich durch den Verzehr des Fischs auch in unserem Körper".
Lachsläuse und umstrittene Chemikalien sind bei der Zucht häufig
„Uns wurde gesagt, dass der Genuss von Lachs gut für uns und gut für die Umwelt ist. Die Realität sieht beunruhigend anders aus“, so Collins. Das Buch schildert die riesigen Meeresfutterplätze in Netzen detailliert, in denen Millionen von Zuchtlachsen in von Parasiten befallene Käfige gepfercht und mit Chemikalien versetzter Nahrung gefüttert werden.
Sie können zudem mit Antibiotika (wird aber in den letzten Jahren weniger einsetzt) und umstrittenen Konservierungsmitteln belastet sein und sind oft von Lachsläusen befallen. Dafür werden die Fische sogar teilweise geimpft.
Dabei stammen derzeit 90 Prozent der Lachse in Supermärkten aus solchen Aquakulturen, die die Gewässer des Planeten mit Tonnen Fischkot aber auch schädlichen Bakterien und Chemikalien zerstören.
Wie Zuchtlachs den Wildlachsen und dem Meer schadet
Neben dem Gesundheitsaspekt durch den Verzehr dieser Fische geht es den Autoren auch um die die Auswirkung der großangelegten Lachszucht auf die Umwelt. Für die beiden Autoren gibt es dabei zwei wichtige Aspekte, die sie ausführen:
- Die Auswirkungen auf die wenigen verbleibenden Wildlachse: "Die Farmen für Zuchtlachse sind Petrischalen für Krankheitserreger und Viren und Parasiten, die sich unweigerlich über die Netze auf den Wildlachs ausbreiten."
- Das Meer wird zerstört und anderen Meeresbewohner wird geschadet: "Wir haben ein Foto einer Lachsfarm an der Südküste von Nova Scotia, das einen im Meeresboden vergrabenen Zollstock zeigt, er steckt 32 Zoll (81 Zentimeter) tief im Dreck – Dreck, der von überschüssigem Futter, Kot und den Chemikalien zurückbleibt. Und das sind Meeresgründe, die von anderen Fischen genutzt werden, von Hummer, von vielen bodenfressenden Fischen. Es ist keine gute Sache.“
Das profitable Geschäft mit den Fischkulturen
Das globale Lachs-Geschäft teilen sich nur zehn große Produzenten auf, so Frantz und Collins. Mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz wird damit jährlich gemacht. Neben Norwegen ist Chile ein großer Exporteur von Lachsen, die tendenziell noch mehr Medikamente und Pestizide wegen dem nicht idealen Wasserzustand einsetzen müssen, so die Autoren.
Auch wenn fast 20 Prozent der Fische in den Kulturen sterben, ist der Profit immer noch so gut, dass man diese Quote in Kauf nimmt.
Lösungen und Alternativen für Zuchtlachs
Dabei gibt es aber auch einige Gütesiegel, die Nachhaltigkeit bei der Zucht bescheinigen sollen. Die Journalisten nehmen diese Logos auf Lachsprodukten aber nur wenig ernst: "Unsere Untersuchung zeigt, dass Zuchtlachs von Natur aus nicht nachhaltig ist, da Lachse Fleischfresser sind und man sie mit anderen Fischen füttern muss, um das Protein zu erhalten."
Die einzige halbwegs gute Lösung, um zumindest die Meere nicht zu zerstören und weniger Chemikalien zu verwenden sind geschlossene Aquakulturen an Land, wie die Journalisten meinen.
Aquakulturen an Land
In Wisconsin zum Beispiel werden Lachse im Süßwasser gezüchtet. "Rezirkulierende Aquakultursysteme pumpen das Wasser durch spezielle Filter, um Krankheiten und Kontaminationen zu verhindern, und behandeln das Wasser dann mit ultraviolettem Licht."
➤ Mehr lesen: Lachszucht im XL-Format: Sashimi aus dem Waldviertel
"Die Fische schwimmen also nicht in überschüssigem Futter, sie schwimmen nicht in ihrem eigenen Kot, und die Systeme zirkulieren etwa 99 Prozent des Wassers. Aber es ist sehr kapitalintensiv. Es braucht Finanzierung, Planung, Genehmigung und Bau“, erklärt das Paar.
Vegetarische Fischkulturen
Was die Autoren des Buchs sich für die Zukunft in der Branche wünschen? "Wir hoffen, dass das Volumen der Aquakultur (an Land) zunimmt, insbesondere der vegetarischen Aquakultur."
➤ Mehr lesen: So schmecken veganer Lachs und Thunfisch
"Es gibt viele Fische, die nur Pflanzen und Körner fressen, Tilapia ist einer davon. Wir wollen nicht, dass die Leute aufhören, diese wunderbare Proteinquelle zu bekommen. Aber es muss auf nachhaltige Weise angebaut werden, die die Umwelt nicht schädigt und unsere Gesundheit schützt."