Long Covid: Nationaler Aktionsplan soll Behandlung verbessern
Von Ingrid Teufl
Es sind höchst komplexe Erkrankungsbilder, die erst mit der Covid-Pandemie verstärkt in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden: Postakute Infektionssyndrome (PAIS), wie sie im medizinischen Fachjargon heißen, sind etwa als "Long Covid" oder CE/MFS bekannt.
Die Anlaufstellen für Betroffene fehlen aber ebenso, wie vernetztes Wissen. Daher erarbeitete das Gesundheitsministerium einen Nationaler Aktionsplan, der noch im Dezember 2024 in Kraft tritt.
Der Bedarf für koordinierte Vorgangsweisen sei höchst notwendig, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch am Dienstag bei der Vorstellung des Plans. Vor allem ein flächendeckendes Netz an Anlaufstellen, damit die Betroffenen wohnortnah eine spezialisierte Versorgung erhalten.
Derzeit gibt es nur ein Referenzzentrum. "Es ist den Erkrankten nicht zumutbar, aus den Bundesländern nur nach Wien fahren zu können." Mit den für den Aktionsplan zur Verfügung gestellten 600 Millionen Euro sei auch die Errichtung von Zentren in den Bundesländern vorgesehen.
Komplexe Erkrankung mit 200 Symptomen
Allein für das Post-Covid-Syndrom sind bereits jetzt mehr als 200 verschiedene Symptome, die sich unterschiedlich äußern können, definiert, erklärt Eva Untersmayr-Elsenhuber. Sie leitet an der Medizinischen Universität Wien das Nationale Referenzzentrum für postvirale Syndrome. Die Herausforderung für die Betroffenen, aber auch Ärzte und andere medizinische Berufsgruppen, sei enorm.
Denn: "Die Behandlung kann aufgrund der Komplexheit nicht auf ein und dieselbe Weise erfolgen", sagt Untersmayr-Eisenhuber. Daher ist auch Interdisziplinarität und die Einbindung verschiedenster Berufsgruppen – Physio-, Ergo- oder Psychotherapeuten etwa – ein wesentlicher Faktor im Aktionsplan.
Definition muss allgemeingültig sein
Daraus ergibt sich, dass auch Aus- und Weiterbildung ein wichtiger Aspekt für die Behandlung ist, betont Elisabeth Kanitz von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), die als Planungsstelle des Bundes im Gesundheitswesen agiert. Da die Behandlung so vielschichtig sei, sind Grundlagen nötig, die allen Fachgruppen die gleichen Rahmenbedingungen liefern.
Das beginnt bereits bei der Definition. "Sie muss für alle Gesundheitsberufe gültig sein und auch international Vergleichbarkeit ermöglichen." Und auch die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen Zugang zum letzten Stand der Forschung haben.
Forschung ist wesentlich für Patientenversorgung
Die Forschung "ist ein ganz wichtiger Grundpfeiler in der Patientenversorgung", betont Untersmayr-Eisenhuber. "Wir benötigen Daten zu den Ursachen der Erkrankung, um zielgerichtete Behandlungen zu entwickeln. Dazu brauchen wir auch internationale Beteiligung."
Dort ist man mancherorts übrigens bereits weiter, was die Behandlung betrifft. "Es gibt bereits Leuchtturmprojekte in Berlin, Harvard, Yale und Island. Von diesen können wir lernen", ist Untersmayr-Eisenhuber überzeugt. Es gehe letztlich im Kern darum, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten und ihrer mitunter pflegenden Angehörigen zu verbessern.