Gecko-Prognose: Bis zu 70.000 Corona-Fälle pro Tag möglich
Das Beratungsgremium Gecko hat seine neue Prognose ausgegeben. Allerdings gibt es noch viele Unsicherheiten, was den Zeitpunkt des Höhepunkts der aktuellen Welle angeht. Zwei Effekte sollten dafür sorgen, dass es zunächst einen bremsenden Effekt auf die Infektionsausbreitung gibt. Einerseits geht es da um den Beginn der Ferienzeit mit verstärkter Reisetätigkeit, die wiederum mit der Schließung der Schulen zusammenhängt und auch die Büros leert. Andererseits gibt es noch den Effekt von Verhaltensänderungen durch größeres Risiko-Bewusstsein ab einer gewissen Infektionszahl, etwa ab 20.000 neuen Fällen pro Tag.
Je nachdem wie stark diese Effekte ausgeprägt sind, wird der Zeitpunkt des Peaks geschätzt. Werden die Kontakte eigenverantwortlich stark reduziert, dürfte der Höhepunkt erst Anfang Herbst eintreten. Ist dies in einem geringeren Ausmaß der Fall, könnte man die Höchstwerte früher erreichen. Wie hoch es geht, ist offenbar schwer abschätzbar. Der Maximalwert wird nämlich mit einer großen Bandbreite von 35.000 bis 70.000 Fällen pro Tag angenommen. 2.500 bis 4.000 Fälle könnten auf den Normalstationen der Spitäler landen, auf den Intensivstationen 150 bis 300.
Belastungssituation wie bei erster Omikron-Welle
Insgesamt meint Gecko, dass eine Belastungssituation für das Gesundheitssystem vergleichbar mit der ersten Omikron-Welle plausibel sei. Das bedeute das Zusammentreffen einer hohen Anzahl normalpflegebedürftiger Patienten kombiniert mit Massenquarantäne in der Bevölkerung und damit des Gesundheitspersonals.
Auch die Corona-Ampelkommission sieht für alle Bundesländer aktuell einen deutlichen Trend nach oben. Demnach gibt es auch in keinem Land mehr geringes Risiko, beschloss das Gremium am Donnerstag. Allerdings ist die Farbgebung mittlerweile mit Vorsicht zu genießen.
Das hängt mit den Kriterien zusammen, die zu Grunde gelegt werden. Seit kurzer Zeit wird nämlich die Anzahl der Tests nicht mehr als Faktor eingerechnet, womit auch die Positivitätsrate keine Rolle mehr spielt. Davon profitieren Länder, in denen kaum getestet wird. So kommt es, dass jene beiden Länder, die am häufigsten testen, auch jene sind, die verhältnismäßig die meisten nachgewiesenen Infektionen haben und somit als einzige in die orange Stufe des hohen Risikos gerutscht sind.
Dunkelziffer in Wien geringer
Dabei handelt es sich um die beiden rot-geführten Bundesländer Wien und Burgenland. Ein Vergleich: In der Bundeshauptstadt wird auf 100.000 Einwohner gerechnet mehr als neun mal so oft getestet wie in Tirol. Die rohe Tagesinzidenz ist in Wien aber nicht einmal doppelt so hoch. Dies lässt vermuten, dass die Dunkelzimmer in der Bundeshauptstadt deutlich geringer sein dürfte.
Dazu relativieren auch die Ergebnisse des Abwasser-Monitorings die Aussagekraft der Ampel-Farben. Dort wurde zuletzt die bei weitem größte Belastung in Niederösterreich gemessen. Getestet wird in dem Bundesland freilich nicht allzu viel, etwa nicht halb so oft wie im Burgenland. Die rohe Sieben-Tage-Inzidenz ist allerdings nicht allzu viel geringer.
Medikamente besser verfügbar machen
Unterdessen empfiehlt Gecko, die Verfügbarkeit von Medikamenten gegen das Coronavirus zu erleichtern. In einem aktuellen Report spricht man sich beispielsweise für eine Vereinfachung der Ausgabe durch E-Rezept und direkte Ausgabe bei Hausärzten aus. Zudem sei eine Verfügbarkeit in Apotheken und Betreuungseinrichtungen anzustreben.
Bereits vor einer möglichen Erkrankung sollten potenzielle Risikopatienten von ihren Ärzten aufgeklärt und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten abgeklärt werden. Für Gecko steht fest, dass eine Kombination aus Impfung und Medikamenten ein optimales Schutzpaket vor schweren Verläufen darstelle. Verfügbar sein sollten genügend Präparate. Von den vorhandenen 487.465 Behandlungsreihen wurden bisher erst 4,1 Prozent verwendet.