Wissen/Gesundheit

Astra-Zeneca-Impfstoff: Auch die über 65-Jährigen impfen?

Ab 17.00 Uhr tagt am Sonntag das Nationale Impfgremium zu der Frage, ob der in der EU zugelassene Impfstoff von Astra Zeneca in Österreich Menschen über 65 verabreicht wird oder nicht.

Die Ständige Impfkommission in Deutschland ist aufgrund mangelnder Daten vorerst nur für eine Impfung bis 64 Jahre. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat aber am Freitag eine Zulassungsempfehlung ohne Altersgrenze ausgesprochen, obwohl sie selbst betonte, dass bisher "nicht genügend Ergebnisse bei älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern über 55 Jahre vorliegen, um eine eine sichere Aussage darüber zu treffen, wie gut der Impfstoff in dieser Altersgruppe wirkt".

EMA-Experte Bruno Sepodes nannte in einer Pressekonferenz drei Gründe, warum die Arzneimittelagentur trotzdem kein Alterslimit gesetzt hat:

  • Zumindest 13 % der Studienteilnehmer waren 65 und älter.
  • Die Antwort des Immunsystems auf die Impfung (Antikörperbildung, Aktivierung von Abwehrzellen) war bei Jüngeren und Älteren vergleichbar.

    Ein gewisser Schutz zu erwarten"

    • Erfahrungen mit den anderen Impfstoffen „lassen einen gewissen Schutz erwarten, obwohl wir das genaue Ausmaß derzeit nicht abschätzen können“, sagte Sepodes. Es gebe aber keinen Grund, der dagegen spreche: "Es gibt keinen Grund zu erwarten, dass es in dieser (höheren, Anm.) Altesgruppe nicht dieselbe Effektivität gibt." Und noch im ersten Quartal seien mehr Daten aus einer großen Studie in den  USA zu erwarten, in der auch sehr viel ältere Menschen eingeschlossen sind.

    Kritik, die EMA habe die Zulassung für Ältere ohne ausreichende Daten entschieden, wies Sepodes zurück: Bei einer Altersobergrenze hätte man der EMA den Vorwurf machen können, sie verhindere ein wichtiges Werkzeug zur Pandemiebekämpfung.

    Sollte sich ein EU-Mitgliedsstaat etnscheiden, über 65-Jährige nicht zu impfen, kollidiere das nicht mit der EMA-Entscheidung: "Der Impfstoff kann für Ältere verwendet werden, aber wenn es andere Optionen gibt, können diese in bestimmten Situationen bevorzugt werden."

    EMA-Direktorin Emer Cooke betonte, die EMA gebe keine Empfehlung für oder gegen eine Impfung von über 65 Jährigen mit dem Impfstoff von Astra Zeneca ab: "Wir sagen, er kann verwendet werden. Es geht um die Option.Wenn Staaten schauen, was sie (zur Pandemiebekämpfung, Anm.) benötigen und wie das Profil ihrer Bevölkerung ist, dann sollen sie diese Option haben."

    Bezüglich der Sicherheit in der älteren Bevölkerungsgruppe liegen laut EMA ausreichend Daten vor. Dazu konnten nämlich Daten aus vier Studien ausgewertet werden, für die Wirksamkeit hingegen aus statistischen Gründen nur Daten aus zwei Studien.

    Geteilte Expertenmeinungen

    Unter Experten sind die Meinungen geteilt, zeigt eine Umfrage des deutschen Science Media Center: „Die Zulassung für alle Altersklassen erscheint mir aufgrund der zitierten Ergebnisse berechtigt“, sagte der Infektiologe Gerd Fätkenheuer vom Uniklinikum Köln. „Auch wenn die Daten zu Personen älter als 55 Jahre dünn sind, heißt das nicht, dass der Impfstoff hier nicht wirkt ... Um rasch die besonders gefährdeten älteren Personen zu impfen, werden alle zugelassenen Impfstoffe benötigt.“

    Anders der österreichische Infektiologe Peter Kremsner von der Uni Tübingen: „Nach derzeitiger Datenlage sollte man den Impfstoff den über 65-Jährigen nicht verabreichen ... Man könnte Gefahr laufen, dass sie ... dann doch nicht ausreichend geschützt wären. Das ist nach den vorliegenden Daten bei den mRNA-Impfstoffen anders.“ Für dfie Ältern brauche man "den Impfstoff von Astra Zeneca akut nicht".