Zahl der Unternehmensgründungen waren im Vorjahr weiter hoch
Die Zahl der Unternehmensgründungen blieb in Österreich nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) im vergangenen Jahr weiter hoch. Mit 34.685 Gründungen gab es zwar einen leichten Rückgang von 2,3 Prozent im Vergleich zum Jahr davor, allerdings sei 2021 ein "Ausreißer" aufgrund der coronabedingten Nachzieheffekte aus dem Covid-Jahr 2020 gewesen. Die Wirtschaftskammer fordert unter anderem ein Pauschalfördermodell und einen Beteiligungsfreibetrag.
Die vorläufigen Daten von 2022 (ohne den Berufszweig Selbstständige Personenbetreuung) zeigten die - nach 2021 - zweithöchsten Gründerzahlen seit dem Jahr 1993 und entsprächen 133 Gründungen pro Arbeitstag.
Gründergeist trotz Herausforderungen ungebrochen
"Allen Mega-Herausforderungen zum Trotz: Der Gründergeist in Österreich ist ungebrochen", so die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin Mariana Kühnel laut Pressemitteilung. Die Gründungsstatistik 2021 sei ein "Ausreißer" gewesen, "Gründen erweist sich als krisenresistent. Es ist also bemerkenswert, "dass das hohe Niveau nahezu gehalten werden konnte."
Es handelt sich um vorläufige Daten ohne den Berufszweig Selbstständige Personenbetreuung. Erfreulich ist laut Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) auch der anhaltend hohe Anteil an Gründerinnen. 45,1 Prozent der Neugründungen entfielen auf Frauen, das war (nach 2021) der zweithöchste Anteil seit 1993. Das Durchschnittsalter der Gründerinnen und Gründer lag bei rund 36 Jahren.
Selbstständige Zeit- und Lebensgestaltung
Die Motive fürs Selbstständigmachen seien konstant: 71,2 Prozent der Gründerinnen und Gründer sagten, sie wollten in der Zeit- und Lebensgestaltung flexibel sein, 69,7 Prozent wollten schon lange selbstständig sein und haben dies nun umgesetzt und rund zwei Drittel wollten Verantwortung im eigenen Unternehmen übernehmen. Die Lebensdauer bleibe ähnlich wie in den vergangenen Jahren auf einem "erfreulich hohen Niveau", so die Wirtschaftskammer. Nach einem Jahr existieren 95 Prozent der Unternehmen, nach drei Jahren sind es rund 80 Prozent und nach fünf Jahren 66 Prozent.
Nach Rechtsformen betrachtet überwogen den vorläufigen Daten (ohne Berufszweig Selbstständige Personenunternehmen zufolge) Einzelunternehmen (75,7 Prozent; 81 Prozent samt eingetragenen Einzelunternehmen). Auf Platz zwei lag gleichbleibend die GmbH mit 14,6 Prozent.
Reiht man die neuen Unternehmen nach Sparten bzw. Branche lagen Gewerbe und Handwerk mit einem Anteil von 40,8 Prozent an erster Stelle. Dahinter folgten Handel (25,8 Prozent), Information und Consulting (19,9 Prozent), Tourismus und Freizeitwirtschaft (7,7 Prozent) sowie Transport und Verkehr (5,6 Prozent) sowie die Sparten Industrie und Bank und Versicherung (zusammen 0,2 Prozent).
Forderungen
Gefordert werden von der Wirtschaftskammer ein Pauschalfördermodell, ein Beteiligungsfreibetrag sowie Verbesserungen bei der Arbeitslosenversicherung für Selbstständige. Der Kostendruck steige massiv und bringe Unternehmen aller Größenklassen an deren Limit. Die bisher präsentierten Unterstützungen würden insbesondere für Ein-Personen-Unternehmen und Gründerinnen und Gründer zu kurz greifen. Das Pauschalfördermodell als ergänzende Maßnahme zum Energiekostenzuschuss, das Ende September im Ministerrat vorgestellt wurde, sei ein geeignetes Mittel, um diese Unternehmen abzusichern.
Weiters setzt sich die WKÖ langfristig für die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags in Form einer Einkommenssteuergutschrift von mindestens 100.000 Euro pro Investorin und Investor ein. "Wer einen starken Standort will, muss für Gründer:innen und Jungunternehmer:innen bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen", so Kühnel. Die Umsetzung eines Beteiligungsfreibetrags wäre hier die richtige Maßnahme, damit junge Unternehmen wachsen können. Bei den Verbesserungen in der Arbeitslosenversicherung für Selbstständige fordert die WKÖ unter anderem eine Verlängerung der Eintrittsmöglichkeit von 6 auf 24 Monate und zusätzlich Einstiegsmöglichkeiten gefordert.