Wirtschaft

Walstead Leykam: Keine Standortgarantie für Österreich, Drucken in Tschechien billiger

Der Personalabbau beim Druckerei-Konzern Walstead Leykam, der insgesamt 114 Jobs an den Standorten Neudörfl und Müllendorf (Burgenland) und in St. Pölten streicht, hat die Gewerkschaft kalt erwischt. Vom Abbau sind 45 Arbeitsplätze am Standort in St. Pölten betroffen.

„Das kam für uns relativ überraschend. Wir dachten, wir werden noch ein, zwei Jahre Ruhe haben, weil die Zahlen des Konzerns in Ordnung sind“, sagt Gewerkschafter Michael Pieber zum KURIER. „Wir haben uns die Bilanzen angeschaut. Es gibt aus wirtschaftlicher Sicht keine Veranlassung zu einem Mitarbeiterabbau. Wir werden uns das daher sehr genau anschauen.“

Denn die britische Walstead Group, die im Frühjahr 2016 die österreichische Leykam Let’s Print Holding schluckte, verdiente im Jahr 2017 in Österreich gut.

Bei einem Umsatz in Höhe von rund 233 Millionen Euro blieb unterm Strich sieben Millionen Euro Netto-Gewinn und der Bilanzgewinn erhöhte sich damit auf 26,63 Millionen Euro.

Volle Kriegskasse

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„Dieses Geld ist ja weiter in der Kriegskasse drinnen“, sagt Pieber. „Das ist eine rein strategische Umstrukturierung, wir sind schon sehr neugierig, was uns die Geschäftsführungen dazu erklären wird.“ Bereits am Dienstag konferierten die Gewerkschafter mit den Betriebsräten der drei betroffenen Standorte.

Im vergangenen Sommer haben die Briten die frühere mehrheitlich im Kircheneigentum stehende Druckerei NP Druck (160 Mitarbeiter) in St. Pölten geschluckt. Sie gehört mittlerweile auch zur Konzern-Division Leykam Let’s Print Holding, die das Walstead-Geschäft in Mitteleuropa steuert. Dazu zählt auch das Moraviapress in Tschechien. Dieses Werk in Breclav wird laut Walstead „zum weiteren Kompetenzzentrum für Magazine, Kataloge und Zeitschriften ausgebaut“. An den beiden burgenländischen Rollenoffset-Standorten werden künftig vor allem Flugblätter in hohen Auflagen produziert, in St. Pölten kleinere Auflagen für lokale Kunden gedruckt.

Laut Branchenkennern klingt das nicht nach einer nachhaltigen Absicherung der Druckerei in St. Pölten. Früher wurden vor Ort noch 300 Drucker beschäftigt, in den vergangenen Jahren wurde bereits Personal abgebaut.

Zu hohe Lohnkosten

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„Die Mitarbeiter in St. Pölten wurden am Montag in einer Betriebsversammlung informiert, dass 45 Mitarbeiter betroffen sind. Eine Liste gibt es aber noch keine“, sagt Gewerkschafter Peter Stattmann zum KURIER. „Wir streben einen ordentlichen Sozialplan an, um diese Maßnahmen etwas abzufedern.“

Indes begründet Walstead die Restrukturierung mit den signifikant gestiegenen Papierpreisen und dem Preisdruck durch die Mitbewerber. „Die Bilanz 2017 mag zwar der Beleg für ein sehr gutes Wirtschaften sein, aber wir rüsten uns für die zukünftigen Wettbewerb“ sagt Walstead-Leykam-Chef Gerhard Poppe zum KURIER. „Daher sehen wir die Notwendigkeit, dass sich die drei österreichischen Einheiten stärker spezialisieren. Produktionen, die sich aufgrund der hohen Lohnkosten und ungünstigen Rahmenbedingungen wirtschaftlich nicht darstellen lassen, werden wir in unseren Töchtern in Slowenien und Tschechien fertigen.“ Nachsatz: „Wir geben für keinen Standort Standortgarantien.“