Wirtschaft

Vorfreude auf Gastro-Öffnung: Mancher erhofft schon echte Normalität

Land auf Land ab freuen sich Gäste, wieder ein Lokal besuchen zu können und Wirte bereiten sich auf die heiß ersehnte Öffnung unter Auflagen ab 19. Mai vor.

Seit sechs Monaten gab es Wiener Schnitzel, Kärntner Nudeln, Tiroler Knödel und Co entweder nur aus der eigenen Küche oder zum Abholen oder als Lieferung nach Hause. Manch Wirt geht mit Slots vor, um Abends mehr Gäste bewirten zu können, andere hoffen schon auf eine echte Normalität, zeigen APA-Gespräche mit Unternehmern.

"Man merkt, die Leute wollen wieder"

"Reservierungen kommen sehr viele herein", sagte der Chef der Villa Lido am Wörthersee in Klagenfurt, Franz Huditz. "Man merkt, die Leute wollen wieder." Derzeit liefen die Vorbereitungen, alle Vorschriften, wie die Abstände zwischen den Tischen, einzuhalten. Die Mitarbeiter befänden sich im Testverfahren "sichere Gastfreundschaft". Gäste könnten sich datenschutzkonform über die "myvisit"-App der Kärnten Werbung registrieren.

Der Gastronom appellierte an alle, sich an die Vorschriften im Rahmen der Öffnung zu halten. Die wiederkommende Freiheit sei den Aufwand wert. Es dürfe keinesfalls zu einem weiteren Lockdown kommen, nun müsse offen bleiben, daher brauche es eben auch Disziplin aller. "Es liegt an uns allen, es gemeinsam zu schaffen", appellierte Huditz an Gastronomen und Gäste. Seine Hoffnung ist, dass die bald geltenden Begleitmaßnahmen dann nach einiger Zeit aufgegeben werden und eine "echte Normalität" zurückkehren könnte.

Aufgrund der verkürzten Öffnungszeiten mit der verpflichtenden Sperrstunde um 22 Uhr samt der Platzbeschränkung gilt es auch betriebswirtschaftlich klug vorzugehen. Wolfgang Wöhrnschimmel vom Gasthaus Wolf auf der Wiener Wieden arbeitet mit Slots. Frühe Gäste bekommen Tische von 17 bis 19.30 Uhr. Spätere Gäste können von 19.30 bis 22.00 Uhr speisen. Wöhrnschimmel zeigte sich erleichtert, dass er die Mitarbeiter seines kleines Betriebes über die lange Schließzeit gehalten habe. Er höre nämlich aus der Branche, dass sich viele Mitarbeiter umschulen ließen - auch wenn sie die Kurzarbeitsregel in Anspruch hätten nehmen können, denn der Verdienst ist trotzdem geringer.

"Wir stellen wieder um - vom Ausliefern und Abholen auf Normalbetrieb", sagte die Wirtin Juliane Linder, die im Zentrum der Kärntner Bezirksstadt Spittal ein kleines Lokal namens Frau Jot, eine Art Deli, betreibt. Während der langen Lockdownphase gab es viel Verschiedenes. Nun werden bald wieder - wie vor Corona - täglich Frühstück, zwei Mittagsmenüs, Suppen, Salate und Kuchen angeboten. "Die Leute freuen sich schon aufs Einkehren", sagte Linder. Wie stark der Andrang tatsächlich werde, sei aber schwierig einzuschätzen. Darauf werde beim Herrichten der ersten Menüs Rücksicht genommen.

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"Sorge" über drohende Diskussion mit Gästen

Als "Sorge" nennt die Gastronomin drohende Diskussionen mit Gästen, die weder getestet, noch genesen oder geimpft sind. Es sei auch nicht leicht während des Betriebs Selbsttests von Gästen vor Ort zu überwachen, gab sie zu bedenken. Auch rund um die Gästeregistrierung sähe sie Unklarheiten: "Wie lange muss ich das aufbehalten, wie ist das mit dem Datenschutz?", fragte Linder. Auch wegen des nötigen Covid-Beauftragten im Betrieb wisse sie nicht, ob sie sich praktisch dazu ernennen könne oder etwa eine Schulung brauche. In der Verordnung ist lediglich vom Bestellen eines Zuständigen die Rede.

Katzenjammer in Nachtgastro

Katzenjammer herrscht weiter in der Nachtgastronomie, die geschlossen halten muss. "Selbstverständlich ist es ein positives Zeichen, dass die Tagesgastronomie öffnet, denn dies ist die Grundlage für das weitere Öffnen der Nachtgastronomie. Allerdings finden sich in der Verordnung mit keinem Wort Perspektiven für die Nachtgastronomie", so Stefan Ratzenberger, Obmann des Verbandes Österreichischer Nachtgastronomen (VÖNG). Das zeige, dass dringend eine rechtliche Definition für die Nachtgastro geschaffen werden müsse, bekräftigte er eine Forderung, die im Zuge des Lockdowns entstanden ist.

Die Kurzarbeit müsse in der Nachtgastronomie bis zum Ende der Pandemiemaßnahmen erhalten bleiben, fordert der VÖNG-Sprecher weiters. Das gelte auch für den Fixkostenzuschuss. Die Senkung der Umsatzsteuer auf 5 Prozent müsse bis 31.12.2022 bleiben. Weiters brauche es steuerliche Erleichterungen für nachtgastronomische Betriebe, etwa bei der Garderobe oder bei Eintritten. Und: Zeltfeste müssten die gleichen Auflagen bekommen wie die Gastronomie. So erhofft man sich offenbar weniger Geschäftsabfluss. "Ohne weitere wirtschaftliche Hilfen bis ins Erste Quartal 2022 wird die heimische Nachtgastronomie nicht mehr in der Form vor der Pandemie existieren", warnt Ratzenberger.

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