Unmut über AMS-Schulungen trotz Lockdowns
Von Anita Staudacher
Sind Arbeitslose weniger infektiös als Oberstufen-Schüler oder Studenten? Diesen Eindruck haben derzeit viele der knapp 65.000 Teilnehmer von AMS-Schulungen. Diese wurden nämlich vom zweiten Lockdown ausgenommen und finden trotz steigender Infektionszahlen statt.
Die Logik dahinter ist nicht ganz klar, zumal wichtigste Maßnahme des Lockdowns Kontaktbeschränkungen sind, um weitere Ansteckungen mit Covid19 zu verhindern. Universitäten und Oberstufen-Klassen in Schulen stellten daher wieder auf Fernunterricht um. Bei den AMS-Maßnahmen ist das jedoch nur sehr eingeschränkt möglich.
Kein Fernunterricht möglich
Viele Arbeitslose seien IT-mäßig nicht entsprechend ausgerüstet, die können nicht einfach nach Hause geschickt werden, berichten AMS-Trainer dem KURIER. Es fehle an Leihgeräten, dazu kämen prekäre Wohnverhältnisse. Trainer berichten auch von Problemen beim Präsenzunterricht, wo erhöhte Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln oder Plexiglas-Trennungen mitunter schwierig seien.
Dazu kämen Krankheits- oder Quarantäne-bedingte Ausfälle von Trainern, die nicht einfach ersetzt werden könnten. Auch bei den Teilnehmern selbst herrsche große Verunsicherung. „Alles ist nur noch mühsam, wirklicher Unterricht ist das keiner mehr“, seufzt eine Trainerin, die ihren Namen lieber nicht nennen will.
Sicherheitskonzepte
AMS-Sprecherin Beate Sprenger verweist darauf, dass alle Bildungsträger beauftragt wurden, auf strikte Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen wie Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz, Desinfektionsmittel etc. zu achten. Wo möglich, solle laut Covid-Verordnung auf eLearning umgestellt werden. Die Entscheidung darüber werde den Schulungsträgern überlassen. „Es macht keinen Sinn, hier starre Regeln vorzugeben“, so Sprenger.
„Bei uns bleiben alle AMS-Maßnahmen im Präsenzunterricht aufrecht“, sagt Jan Weinrich, Sprecher des bfi Wien, einem wichtigen Schulungspartner des AMS. Es gebe ein sehr rigides Hygienekonzept bei allen Ausbildungen, die vor Ort stattfinden müssen. „Ich kann ja nicht virtuell schweißen lernen.“
Ausgangssperre?
Für Verunsicherung sorgt die nächtliche Ausgangssperre ab 20 Uhr, wo Abendkurse noch im Gange sind. Um sich abends bei einer Polizeikontrolle ausweisen zu können, sollten Kursteilnehmer eine Teilnahmebestätigung mitführen, empfiehlt das AMS.
Kurs-Offensive geplant
Trotz erschwerter Bedingungen werden die Kurse demnächst sogar ausgeweitet. 15.000 zusätzliche Arbeitslose sollen noch heuer im Rahmen der neuen Corona-Arbeitsstiftung“ (um)geschult werden, kündigte Arbeitsministerin Christine Aschbacher kürzlich an. Der Fokus liegt auf die Bereiche Umwelt, Pflege, Sozial- und Bildungsbereich sowie Digitalisierung. Bis 2022 sollen insgesamt 100.000 Arbeitslose in der Corona-Arbeitsstiftung unterkommen, wofür das Ministerium 700 Mio. Euro zur Verfügung stellt. Vorausgesetzt, die Bildungsstätten bleiben weiter geöffnet.