Wirtschaft

Tumulte bei chinesischem Immobilienkonzern Evergrande

Rund 100 aufgebrachte Anleger haben den Hauptsitz des chinesischen Krisenkonzerns China Evergrande gestürmt. Sie versammelten sich am Montag in der Lobby des Gebäudes in der chinesischen Metropole Shenzen und verlangten ihr Geld zurück.

Rund 60 uniformierte Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes stellten sich vor dem Haupteingang auf, um weitere laut protestierende Menschen abzuhalten. Einige Personen versuchten Absperrungen zu durchbrechen und in Aufzüge zu gelangen. In der Menge waren Rufe zu hören wie "Evergrande, gib uns unser Geld zurück".

Anleger fürchten einen Zusammenbruch des Immobilienkonzerns, der unter einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Dollar (253,36 Mrd. Euro) ächzt. Investoren werfen Aktien und Anleihen aus ihren Depots, die Kurse brechen ein. In Medienberichten hieß es, Evergrande wolle Zinszahlungen an Gläubigerbanken aussetzen und keine Zahlungen für seine Vermögensverwaltungsprodukte mehr leisten.

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Ein Manager von Evergrandes Vermögensverwaltungssparte schlug nach einem Bericht des Finanzmagazins "Caixin" vor, Kunden zum Teil zu entschädigen. Doch die Investoren lehnten den Vorschlag ab. "Die sagen, eine Rückzahlung könnte zwei Jahre dauern. Aber es gibt dafür keine rechtliche Garantie und ich habe Angst, dass es die Firma bis zum Ende des Jahres gar nicht mehr gibt", sagte einer der Protestierenden. Der Mann erzählte, er arbeite für den Konzern und habe 100.000 Yuan (13.125,94 Euro) investiert. Seine Verwandten hätten rund eine Million Yuan in Evergrande-Produkten angelegt.

Von der Polizei in Shenzen sowie dem Unternehmen war kein Kommentar zu den Tumulten zu erhalten. In chinesischen sozialen Medien zirkulierten Videos von anderen Protesten, die im Zusammenhang mit Evergrande stehen sollen. Reuters konnte deren Echtheit zunächst nicht verifizieren.

Immobilienriese mit Liquiditätssorgen

Im Juni war Evergrande mit Bond-Zinszahlungen in Verzug geraten. Die Senkung der Bonitätsnoten durch die Ratingagenturen Moody's, Fitch und China Chengxin International (CCXI) hatten zu einem Ausverkauf an den Anleihen- und Aktienmärkten geführt. Der zweitgrößte Immobilienentwickler des Landes warnte selbst vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken, falls es ihm nicht gelingen sollte, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, Beteiligungen zu verkaufen und Kredite zu erneuern.