Studie: Corona verzögert Smart-Meter-Rollout
Die Ausstattung in den österreichischen Haushalten mit intelligenten Messgeräten, sogenannten Smart Metern, geht nur schleppend voran. Eine von den Netzbetreibern festgelegte Rollout-Quote wurde nicht erreicht. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass bis Ende 2020 mindestens 80 Prozent der privaten Haushalte mit intelligenten Stromzählern ausgestatten werden.Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für welche 18 regionale Energieversorgungsunternehmen in Österreich befragt wurden.
Anders als herkömmliche, analoge Strömzähler misst der Smart Meter alle 15 Minuten den Stromverbrauch und speichert diese Messdaten für 60 Kalendertage. Über den Smart Meter können die Netzbetreiber mittels Fernablesung den Stromverbrauch feststellen. Die rechtlichen Grundlagen zur Einführung des Smart Meter kommen aus einer EU-Richtlinie. Diese legt fest, dass mindestens 80 Prozent der Haushalte damit ausgestattet werden müssen.
Neuer Plan: 40 Prozent bis Ende 2022
Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der befragten Energieversorger haben eine Rollout-Quote in ihrem Netzgebiet von unter 70 Prozent erzielt, davon haben 22 Prozent erst weniger als zehn Prozent der Stromzähler mit den intelligenten Messgeräten ausgestattet. Erst heuer im Sommer wurde ein neuer Verordnungsentwurf eingereicht, der eine Verschiebung der Ziele nach hinten vorsieht. Der neue Zeitplan sieht eine 40-Prozent-Quote bis Ende 2022 vor. Ende 2024 will man das 95-Prozent-Ziel erreichen.
Corona Effekte
„Die Gründe für die Verzögerung bisher liegen auf der Hand: Der Rollout ist allgemein schwierig angelaufen und nun speziell aufgrund der negativen Effekte der COVID-19-Pandemie nicht in Gang gekommen", sagt der Leiter des Energiesektors bei EY Österreich Stefan Uher. Installationsarbeiten vor Ort mussten wegen der Kontaktbeschränkungen zeitweise unterbrochen werden und Lieferengpässe bei den Herstellen haben die Arbeit zusätzlich beschwert, so Uher.
Dennoch werden auch durch digitalisierte und flexibilisierte Arbeitswelt positive Corona-Effekte erwartet. Fast drei Viertel sehen Digitalisierung als Chance für ihr Unternehmen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen schreibt neben der Optimierung interner Prozesse auch der Digitalisierung für die kommenden zwei bis drei Jahre weiterhin eine hohe Bedeutung zu. Österreichs Energieversorgern zufolge wird die digitale Transformation der Energiewirtschaft insbesondere durch Technologien wie Smart Meter sowie durch Initiativen für mehr Cybersicherheit begünstigt.
Prozessoptimierung, Digitalisierung und Fachkräftemangel als größte Herausforderungen
Drei Themen werden die nächsten drei Jahre nicht nur die heimische Energiewirtschaft dominieren – allen voran die Optimierung interner Prozesse und Organisationsstrukturen (94 Prozent), die Digitalisierung (89 Prozent) sowie die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Personalentwicklung (89 Prozent).
„Der Mangel an qualifizierten Fachkräften stellt eine Bedrohung für heimische Unternehmen dar. Die COVID-19 Pandemie hat zwar die digitale Transformation vorangetrieben, der digitale Wandel hat jedoch auch einen erheblichen Einfluss auf die Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt. Für viele Unternehmen ist es teils ein mühsamer Weg, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, vor allem in den Bereichen IT, technische Produktion sowie in der Forschung und Entwicklung“, so Uher. Die Studie zeigt trotzdem, dass über drei Viertel mit dem Geschäftserfolg 2020 zufrieden sind.
Wärmewende als größter Hebel für Klimaneutralität
Um Klimaneutraltiät zu erreichen sei laut der Umfrage mitunter die Wärmewende entscheidend. Mehr als drei Viertel geben an, dass Blockheizkraftwerke (BHKW) bzw. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), jene Technologieoptionen sind, die aktuell besonders zur Klimaneutralität beitragen könnten. Power-to-Heat Wärmepumpen sollen in den kommenden Jahren ebenso an enormer Relevanz gewinnen. Sie sollen die Vorreiterrolle unter den Technologien sein, gefolgt von den Blockheizkraftwerken.
Auch der Umstieg auf Elektro- und Hybridantrieb im Bereich Mobilität birgt aus Sicht der Befragten großes Potenzial, positiv zur Dekarbonisierung beizutragen. Photovoltaik im Bereich der Stromerzeugung stellt für 94 Prozent der Energieversorger die größte Relevanz dar, um Klimaneutralität zu erreichen und wird es aus Sicht aller Befragten auch in Zukunft bleiben.