Wirtschaft

Waffenverbote: Schweizer Messer bald ohne Klinge

Cola ohne Zucker, Autos ohne Benzin, Wurst ohne Fleisch - und künftig soll es auch Schweizer Taschenmesser ohne Klinge geben. Der Traditionshersteller Victorinox möchte damit verhindern, dass seine Produkte mit Waffen in Verbindung gebracht werden.

Auch würden Klappmesser weltweit immer stärker reguliert, sagte Firmenchef Carl Elsener in einem Interview mit dem Schweizer Boulevardblatt Blick. In Großbritannien ist das Mitführen von Messern etwa nur Personen erlaubt, die es für ihre berufliche Tätitkeit oder Aktivitäten in der Natur brauchen. In Österreich hat Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) einen Entwurf für ein generelles Waffenverbot - inklusive Messern - ausarbeiten lassen.

"Die Klinge führt in einigen Märkten zu einem Waffen-Image", sagte Elsener. Und das ist, obwohl das Unternehmen mit seinen "Soldaten-" und "Offiziersmessern" auch Armeen beliefert, nicht mehr gewünscht.

Umsatzeinbruch nach 9/11

"9/11 hat uns schmerzlich aufgezeigt, dass wir uns nicht von einem einzigen Geschäftsbereich abhängig machen dürfen". Der Umsatz der Klappmesser sei in Folge der Terroranschläge um 30 Prozent eingebrochen, unter anderem weil das Geschäft in den Duty-Free-Bereichen von Flughäfen wegfiel. Victorinox hat bereits moderne Modelle des Funktionsmessers im Angebot, die etwa USB-Sticks oder ein LED-Licht beinhalten. Nun wird laut Elsener unter anderem an einem kompakten Fahrradwerkzeug gearbeitet, an dem es keine Klinge geben soll.

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Die Firma wurde 1884 von Karl Elsener gegründet, 1897 ließ er den Entwurf seines "Offiziers- und Sportmessers" rechtlich schützen. Den Namen Victorinox benützt das Unternehmens seit 1921. Dabei handelt es sich um ein Kofferwort aus dem Vornamen der Mutter des Firmengründers (Victoria) und "Inox", einem Synonym für rostfreien Stahl (vom französischen inoxydable, Anm.).

Im Jahr 2005 übernahm die Victorinox AG den größten Konkurrenten Wenger. Victorinox ist der größte Messerproduzent der Schweiz und stellt neben den populären Klappmessern unter anderem auch Küchen-, und Berufsmesser sowie Armbanduhren her. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Ibach, im Kanton Schwyz. Der Umsatz lag zuletzt bei mehr als 400 Millionen Euro, vier Fünftel entfällt auf den Export.

Weltweit verkauft Victorinox eigenen Angaben zufolge jedes Jahr zehn Millionen Taschenmesser, auch Armeen werden beliefert. Das "Schweizermesser" ist ein Pionier bei Multifunktionsmessern. Auch die um eine Zange erweiterten Modelle von US-Konkurrent "Leatherman" sollen davon inspiriert worden sein.

Das erste "Multi-Tool" war es allerdings nicht: Bereits der amerikanische Autor Herman Melville beschreibt in Moby Dick (1851) ein Messer, das neben mehreren Klingen auch über Korkenzieher und Schraubenzieher verfügt. Die Produkte von Karl Elsener bestachen aber durch ihr geringes Gewicht und ihre Handlichkeit.