Rückstau von 2.000 Pleiten wird 2022 schlagend werden
Österreich ist bei den Pleiten Europameister. In keinem anderen Land Europas ist die Zahl der Insolvenzen so stark gesunken wie in Österreich. Im Vorjahr betrug der Rückgang 40,7 Prozent, im ersten Quartal 2021 sogar 57 Prozent.
Finanzielle Hilfen
Das ist auf die Corona-Maßnahmen zurückzuführen – einerseits auf die finanziellen Hilfen und andererseits auf die Aussetzung der Konkursantragspflicht durch Finanz und Krankenkassen. Vor Corona wurden mehr als die Hälfte aller Insolvenzanträge von Finanzämtern und Sozialversicherungen gestellt.
„Wenn man davon ausgeht, dass durch das Impfen eine Normalisierung einkehrt und die Konjunktur wieder anspringt, dann sehe ich aus Steuerzahlersicht nicht ein, warum weiter Geld in die Wirtschaft gepumpt werden soll“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform zum KURIER.
Gespräche laufen
Fakt ist: Die Antragsaussetzung läuft noch bis Ende Juni und sie könnte noch bis Ende September verlängert werden. Die politischen Gespräche dazu laufen.
Fakt ist aber auch: Das Insolvenzgeschehen bildet derzeit nicht die Realität der Krise ab. Die coronabedingten Verwerfungen werden laut Creditreform erst im nächsten Jahr schlagend werden. Denn dann dürfte sich der Rückstau der Insolvenzen (2.000 Fälle) sukzessive auflösen. „2022 werden die Insolvenzen wieder steigen“, sagt Weinhofer.
Den österreichischen Unternehmen geht es in der Regel aber gut. „Sie haben eine gesunde Eigenkapitalausstattung, 41 Prozent haben eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent“, sagt der Experte. „Nur rund 20 Prozent der Unternehmen sind unterkapitalisiert.“
Knapp 27 Prozent
Dazu muss man auch wissen, dass jedes dritte Insolvenzverfahren in Österreich nicht mit einer Liquidierung, sondern mit einer erfolgreichen Fortführung und Sanierung endet. Im Durchschnitt erhalten die Gläubiger zehn bis zwölf Prozent Quote. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die durchschnittliche Quote bei drei bis fünf Prozent.
Deutliche Rückgänge bei den Pleiten verzeichnen – hinter Österreich – Frankreich, Dänemark, Belgien und Italien. Deutschland liegt mit einem Minus von 14,8 Prozent auf Platz 12 in Westeuropa. Der durchschnittliche Rückgang beträgt knapp 27 Prozent. K. Möchel, D. Schreiber