Post wächst mit gebrauchten Handys und Billigmode aus China
Von Patrick Dax
Nach einer Stagnation im vergangenen Jahr hat das Paketgeschäft bei der österreichischen Post heuer wieder Fahrt aufgenommen. Dazu trägt auch die zunehmende Zahl von Paketen aus China bei. Sie stammen zunehmend von Plattformen wie Shein und Temu, die mit aggressiven Preisen auf den europäischen Markt drängen. Der Anteil sei zwar noch gering, wachse aber stark, sagte Post-Chef Georg Pölzl am Donnerstag im Club der Wirtschaftspublizisten.
Ökologisch weitaus verträglicher wie die Billigmode aus China ist ein weiterer Trend. Auch der Versand gebrauchter Technik, etwa generalüberholter Smartphones und Second-Hand-Ware allgemein, habe zuletzt stark zugenommen, sagte Pölzl. Für das nahende Weihnachtsgeschäft sehe man sich gut gerüstet.
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Selbstabholung wird ausgebaut
In Österreich will die Post in den kommenden Jahren die Selbstabholung stark ausbauen. Dazu sollen auch 1.000 Telefonzellen durch Poststationen ersetzt werden. Auf ihnen könnte dann auch Außenwerbung ausgespielt werden. In Ballungsräumen will die Post künftig alle 700 Meter über eine Abholstation, eine Filiale oder einen Post-Partner verfügen. Pakete sollen dann überall in Österreich „in Schlapfenentfernung“ abgeholt werden können, wie Pölzl sagte.
Gewachsen ist das Paketgeschäft auch in Südosteuropa und der Türkei. Dort erreichte die vor drei Jahren mehrheitlich erworbene Aras Kargo mit mehr als 200 Millionen Stück bereits die Stückzahlen des österreichischen Marktes. Auch in Aserbaidschan, wo die Post über die türkische Tochter ebenfalls aktiv ist, laufe das Geschäft gut an. Die Umsätze in der Türkei seien aber nur etwa halb so hoch wie am Heimmarkt. Durch das Auf und Ab der türkischen Lira bleibe auch abzuwarten, wie sich das Geschäft letztlich in der Bilanz niederschlage.
Für 2023 erwartet Pölzl im Paketgeschäft ein Wachstum im höheren einstelligen Prozentbereich. Für das gesamte Unternehmen geht er von einem Umsatzzuwachs von über 6,5 Prozent aus.
Bank99 mit Zuwächsen
Zufrieden ist der Post-Chef mit der Entwicklung der Bank99. Sie zählt bereits 270.000 Kundinnen und Kunden. Derzeit habe man noch mit der Integration der IT-Systeme des Privatkundengeschäfts der Direktbank ING zu tun, das 2021 übernommen wurde und 170.000 Kunden beisteuerte. Das Ergebnis werde dadurch auch noch 2024 belastet, sagte Pölzl.
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Rückläufig sind das Briefgeschäft und die Werbepost. In dem Bereich mache sich die abflauende Konjunktur besonders bemerkbar. Zu schaffen machen der Post Ausfälle im Handel, etwa die Kika/Leiner-Pleite, aber auch die hohen Preissteigerungen bei Papier.
Im nächsten Jahr wird sich Pölzl von der Unternehmensspitze verabschieden. Er sei dann 67 und „zu reif“ für einen ATX-Vorstand, meinte der Post-Chef. Zuletzt wurden einer internen Nachfolgelösung gute Chancen eingeräumt. Zu seiner Nachfolge wollte sich Pölzl nicht äußern. Nur so viel: „Wir sind stolz darauf, eine gute Führungsmannschaft zu haben."