Wirtschaft

Österreichs Unternehmen droht eine Insolvenzwelle

Im Vorjahr haben die milliardenschweren Pleiten der Signa Holding, der Signa Prime und der Signa Development alle übrigen Insolvenzen in den Schatten gestellt, doch heuer legen auch die „normalen“ Firmenpleiten massiv an Geschwindigkeit zu.

Nach Angaben des KSV 1870 sind die Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal 2024 um 27,3 Prozent auf 1.691 Fälle gestiegen. Oder anders gesagt: 19 Unternehmen schlittern pro Tag in die Insolvenz. Das heißt, der Druck auf die Wirtschaft nimmt zu.

„Wir sind zwar von einer Steigerung ausgegangen, aber dass das erste Quartal so hoch steigt, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt KSV1870-Experte Karl-Heinz Götze zum KURIER. „Wir rechnen heuer mit mindestens 6.200 Firmeninsolvenzen, Tendenz leicht höher.“

Fast eine Milliarde Euro Verbindlichkeiten

Etliche angeschlagene Unternehmen konnten sich nur durch die Corona-Förderungen über Wasser halten. Nachdem diese aber ausliefen, konnte der Niedergang nicht mehr abgewendet werden. Es kommen aktuell aber noch weitere Pleite-Ursachen dazu. 

„Es ist ein Mix aus Inflation, steigenden Zinsen, hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie höheren Lohnkosten“, sagt Götze. Auffallend ist, dass heuer immer öfter größere Pleiten mit Verbindlichkeiten zwischen 10 und 80 Millionen Euro schlagend wurden.

„Die Passiva sind im ersten Quartal von 400 Millionen auf fast eine Milliarde Euro gestiegen, das ist schon heftig“, sagt der Experte. Neben der Baubranche sind der Handel und die Gastro- und Beherbergungsbranche die größten Sorgenkinder.

1.500 Prozent höhere Passiva

„Bau, Handel und Gastro machen 50 Prozent der Insolvenzen aus“, sagt Götze. Vor allem der Wohnbau ist von den massiven Preissteigerungen, den restriktiven Kreditvergaberegelungen und in weiterer Folge dem niedrigen Stand bei den Baubewilligungen betroffen. „Zum Teil sind es aber auch Strukturprobleme, wenn man an den Handel denkt“, sagt Götze. Der Online-Handel setzt dem stationären Handel zu. Im Bundesländervergleich entfällt der stärkste Zuwachs mit fast 84 Prozent auf das Burgenland, gefolgt von OÖ mit fast 71 Prozent und Vorarlberg mit 64,3 Prozent. In Kärnten beträgt der Anstieg 39 Prozent, aber die Passiva sind um 1.500 Prozent auf 208 Millionen Euro gestiegen. „Die haben in den vergangenen Wochen größere Insolvenzen gehabt, was ungewöhnlich ist für Kärnten“, sagt Götze. Allein 97,4 Millionen Euro Verbindlichkeiten entfallen auf zwei Gesellschaften des Solarjachten-Bauers ASAP.

Beispiel Oberösterreich

„Die Insolvenzen sind nicht mehr so kleinteilig, sondern es sind größere darunter“, sagt KSV1870-Expertin Petra Wögerbauer aus Linz. „Es gibt viele Fälle im Handel. Man sieht das auf der Linzer Landstraße, die Leerstände werden immer mehr.“ Nachsatz: „ Wenn die Leute wegen der Teuerung sparen müssen, ist es eher so, dass man auf eine neue Wohnungseinrichtung oder Bekleidung verzichtet, die man nicht unbedingt braucht.“

Alle Inhalte anzeigen

Großinsolvenzen  Q1-2024 – ab 10 Mio. Euro Passiva

1

Windhager Zentralheizung Technik GmbH

Seekirchen/Sbg

78,2 Mio.

2

Brucha Gesellschaft m.b.H.

Michelhausen/NÖ

74,2 Mio.

3

SIGNA Real Estate Management GmbH

Wien

60,0 Mio.

4

PEPCO Austria GmbH

Wien

53,5 Mio.

5

ASAP Production GmbH vorm. Silent Yachts Production GmbH

Klagenfurt/Ktn

51,6 Mio.

6

ASAP Trading GmbH

Klagenfurt/Ktn

45,8 Mio.

7

NBG Fiber Holding GmbH

Gmünd/NÖ

35,1 Mio.

8

High Vision Investment HVI GmbH

Wien 

35,0 Mio.

9

ASAP 62 EUR GmbH vorm. Silent Yachts 62 EUR GmbH

Klagenfurt/Ktn

28,7 Mio.

10

EMPIS GmbH & Co KG

Wien

27,7 Mio.

11

MGG Herzogenburg GmbH

Herzogenburg/NÖ

27,0 Mio.

12

SIGNA SFS Austria GmbH

Wien

23,3 Mio.

13

Magazin 07 Möbel und Einrichtungen

Vösendorf Süd/NÖ

15,0 Mio.

14

SYN TRAC GmbH

Bad Goisern/OÖ

14,5 Mio.