Wirtschaft

Rekord: Österreich macht 74 Milliarden Euro neue Schulden

Unsicherheiten bei der Gasversorgung, der Krieg in der Ukraine, Österreich als relativ kleines Land und vor allem stark steigende Staatsschulden: eine Gemengelage, die nicht dazu angetan ist, um bei Investoren viel Vertrauen zu erzeugen. Die Folge: Österreichs Zinslast steigt beträchtlich.

Das zeigen neue Zahlen der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA). „2023 wird die Summe, die der Bund für Zinszahlungen ausgeben muss, erstmals seit 2012 wieder steigen“, sagte Geschäftsführer Markus Stix im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Konkret lag die durchschnittliche jährliche Verzinsung neuer Schuldenaufnahmen (mehrheitlich in Form von Staatsanleihen) in den Jahren 2019 bis 2021 aufgrund der Verwerfungen auf den Finanzmärkten sogar im negativen Bereich (bis zu minus 0,34 Prozent). Das heißt, Österreich erhielt sogar von den Investoren Geld, damit sie in sicheren heimischen Staatsanleihen investieren konnten. Die Anleihen waren so begehrt, dass sie oft mehrfach überzeichnet waren. Doch das große Griss ist seit einigen Monaten vorbei. „Die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen“, sagte Stix.

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Die OeBFA muss verstärkt bei Investoren Werbung betreiben („Wir machen mehr Investor Relations“, so Stix), aber vor allem höhere Zinsen zahlen; der Zinsabstand zu deutschen Staatspapieren vergrößerte sich 2022 von 0,3 auf 0,8 Prozentpunkte. Investoren würden derzeit lieber in großen Ländern investieren. Und natürlich macht sich auch die Zinswende im Euroraum bemerkbar.

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Warnung

Einer der Hauptgründe ist aber laut Stix: „Österreich hat einen zu hohen Schuldenstand. Wir müssen zurück auf den Konsolidierungspfad.“ Dies lasse sich im Vergleich zu ähnlichen europäischen Staaten ablesen. Österreich habe eine Schuldenquote von 74 Prozent, die anderen Länder im Durchschnitt von 45 Prozent. In absoluten Zahlen sind es bereits 270,9 Milliarden Euro (siehe Grafik).

Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) werden die gesamten Zinszahlungen von 0,72 Prozent im Vorjahr auf 0,96 Prozent heuer steigen. „Jedoch werden sie in Prozent des BIP in den nächsten Jahren weiterhin deutlich unter dem historischen Durchschnitt liegen“, relativiert Stix. Zum Vergleich: 1995 waren es noch 3,5 Prozent.

Negativer Ausblick

Erst im September hat die Ratingagentur Fitch einen negativen Ausblick für das Rating Österreichs gegeben und dies vor allem mit der hohen Abhängigkeit von russischem Gas argumentiert. Dass Österreich hier relativ gut durch den Winter gekommen sei, mache eine Herabstufung weniger wahrscheinlich, so Stix.

Für 2023 plant die OeBFA, Schulden in Höhe von mehr als 74 Mrd. Euro am Markt aufzunehmen. Das sei der höchste Wert seit Beginn der Zweiten Republik. Im Vorjahr waren es 72 Mrd. Euro.

Die Maßnahmen während der Pandemie und gegen die hohe Teuerung waren laut Stix richtig. Aber die Frage jetzt sei, wie es weitergehe. „Man muss aufpassen, dass die Zinsaufwände nicht davon laufen.“ 0,1 Prozentpunkte höhere Gesamtzinsen würden 3,7 Mrd. Euro an Mehrkosten bis 2026 bedeuten.