Was die Öl-Förderkürzung durch die OPEC+ bedeutet
Von Martin Meyrath
Das Förderkartell OPEC+ hat eine Kürzung der weltweiten Ölförderung angekündigt. Ab Mai soll die Produktion um rund eine Million Fass (je 159 Liter) niedriger sein. Das entspricht etwa einem Hundertstel der weltweiten Nachfrage (siehe Grafik).
Zurückgehen dürfte die Initiative auf Saudi Arabien, das alleine bereits die Hälfte der Mengendrosselung übernehmen dürfte. Es handle sich um eine "freiwillige Kürzung" hieß es dazu aus dem zuständigen Ministerium. Andere OPEC-Mitgliedsstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait schlossen sich der Maßnahme an.
Die Öl-Staaten reagieren mit der Förderkürzung wohl auf den jüngsten neuerlichen Abfall der Ölpreise. Im Frühling 2022, als die Energiepreise in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sprungartig anstiegen, kostete ein Fass der Nordseesorte Brent bis zu 130 US-Dollar. Die Preise sanken über den Sommer und noch deutlicher im Herbst aufgrund der Erwartung eines weltweiten Konjunkturabschwungs.
Mitte März sackte der Ölpreis dann noch mal um etwa 10 Prozent ab, seitdem liegt er knapp unter 80 US-Dollar für ein Fass Brent. Nach Einschätzung von Analysten könnte die Förderkürzung zu einem Preisanstieg von etwa 10 US-Dollar pro Fass führen.
Preissetzung
Zur OPEC gehören 13 Mitglieder, im Rahmen OPEC+ koordinieren 23 Staaten ihre Förderpolitik. Zusammen haben sie einen Marktanteil von etwa 40 Prozent und damit das größte Gewicht in der Preisfindung am Weltmarkt - die USA als der weltgrößte einzelstaatliche Ölproduzent haben einen Marktanteil von etwas weniger als 20 Prozent, zusammen mit Kanada etwa ein Viertel.
Öl ist die Haupteinnahmequelle der meisten OPEC-Staaten und so ist es naheliegend, dass sie Preisverlusten entgegenwirken wollen, typischerweise durch eine Verknappung des Angebots. Das Förderkartell versucht aber nicht einfach, den Preis nach oben zu treiben, denn wenn Öl am Weltmarkt zu teuer wird, werden Alternativen wie Gas, Kohle oder auch erneuerbare Energieträger interessanter. Die OPEC-Staaten suchen also das "Gleichgewicht" von hoher Nachfrage zu möglichst hohen Preisen.
Russland
Russland, das nicht Teil der OPEC ist, seine Förderpolitik aber im Rahmen der OPEC+ mit dem Kartell abstimmt, hat seine Ölförderung bereits ab März reduziert, ebenfalls um eine halbe Million Fass pro Tag. Das entspricht etwa fünf Prozent der russischen Produktion. Nach aktuellem Stand soll diese Reduktion das gesamte Jahr beibehalten werden, weitere Einschnitte hat Moskau nicht ausgeschlossen.
Russland hat damit auf den von den westlichen Staaten unter Führung der USA durchgesetzten Preisdeckel für russisches Öl reagiert. Moskau hat mit Europa im vergangenen Jahr seinen wichtigsten Exportmarkt für Gas und Öl zum größeren Teil verloren. Beim Gas ist die Export-Infrastruktur hin zu anderen Abnehmern limitiert. Das funktioniert beim Öl zwar besser, die neuen Kunden kaufen das russische Öl aber mit Preisabschlägen.