Wirtschaft

Gaia X: Schramböck wirbt in Berlin für "digitale Landesverteidigung"

“Digitale Landesverteidigung” - unter diesem abstrakten Begriff fasst Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck das Projekt “Ö-Cloud” zusammen. Konkret heißt das: Es müsse eine gemeinsame österreichische Alternative zu internationalen Cloud-Angeboten geben, die momentan fast gänzlich in der Hand US-amerikanischer oder chinesischer Konzerne sind. Und deren Umgang mit fremden Daten ist bekanntlich wenig sorgsam.

So ziemlich jeder nutzt bereits die “Wolke”, oft ohne es zu wissen - auf der Technologie basieren etwa die Dienste Google Docs, Netflix oder Office 365

Schramböck will künftig also alle heimischen Anbieter von Rechenzentren und Cloud-Diensten unter der sogenannten “Ö-Cloud” vereinen, indem gemeinsame Standards definiert werden, die für Anwendungsfälle der österreichischen Wirtschaft genutzt werden können. Grundlage ist eine Kooperation zwischen österreichischen IT-Unternehmen. Geänderte Eigentumsverhältnisse oder gar Eingriffe des Staates soll es nicht geben. Die Dateninfrastruktur soll dezentral bleiben und auf einem Open-Source-Ansatz basieren, also öffentlich einsehbar und zugänglich sein.

Die EU nennt es “Gaia X”

Auf EU-Ebene plant man in der Zwischenzeit ein ganz ähnliches Konzept unter dem Namen Gaia X, das als europäische Cloud auch bis zu einem gewissen Grad konkurrenzfähig zu den Alternativen aus Ost und West sein soll. Bisher haben sich aber vor allem Frankreich und Deutschland aktiv eingebracht. Österreich hat es mithilfe der Ö-Cloud künftig auch vor. 

Die Ministerin hat sich deshalb am Dienstagmorgen in Berlin mit Vertretern der Deutschen Telekom getroffen, die an der Entwicklung von Gaia X beteiligt ist. Auch bei einem Termin mit dem deutschen Wirtschaftsminister Peter Altmeier war das Thema präsent. "Es geht darum, ein gemeinsames digitales Ökosystem in Europa zu schaffen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Datensicherheit zu stärken", so Schramböck. "Wir gehen diesen Weg mit."

Neben der Zeit, die es dauern wird, bis diese Projekte stehen, gibt es noch ein großes Problem: Aktuell ist der deutsche Softwareentwickler SAP ist das einzige große Unternehmen seiner Art in Europa. Alle anderen sind fest in amerikanischer oder chinesischer Hand.

Es sei daher dringend notwendig, dass es bald wieder europäische Konkurrenten gibt, meint Schramböck. Um das aber überhaupt gewährleisten zu können, brauche es eine Anpassung des europäischen Wettbewerbsrechts. Die Ideen und die Gründermentalität seien nämlich durchaus vorhanden in Europa, doch es mangele an Investitionsbereitschaft. Den Amerikanern und vor allem den Chinesen mangelt es daran nicht