Wirtschaft

Millionenpleite eines Diesel-Großhändlers: 500 Millionen Euro Schulden

„Der Erfolg unseres Geschäftsmodells entsteht aus der Ausgewogenheit an nachhaltigen Qualitätsprodukten und den vorteilhaften Mechanismen der ganzheitlichen Betrachtung des Weltmarktes“, heißt es auf der Firmenhomepage. „Die LU&NO AG vertreibt reinen Diesel (B100) als bevorzugtes Individualmischprodukt für B7-Diesel, hochwertigen B7 Diesel mit dem dezidiert vorgeschriebenen Bio-Anteil als Kraftstoffprodukt und B0 reinen Diesel.“

Die LU & NO Aktiengesellschaft mit Sitz in Wien hat ein Konkursverfahren beantragt. Das Verfahren wurde bereits am Handelsgericht Wien eröffnet. Von der Insolvenz sind 46 Gläubiger sowie  fünf Dienstnehmer laut KSV1870 und Creditreform betroffen.

Die Hintergründe

Das Unternehmen ist im Jahr 2009 gegründet worden, im Firmenbuch scheint Herr Luca Saracino als Alleinaktionär und einziges Vorstandsmitglied auf. Die Schuldnerin hat sich von der Gründung weg gut am heimischen Markt etabliert, seit ca. 2016 wird eine gezielte Expansionsstrategie verfolgt.  

"Durch die Eröffnung von Zweigniederlassungen in strategisch wichtigen Ländern u.a. in den Niederlanden bzw. in Hamburg/Deutschland konnten die Rohstoffe nicht mehr ausschließlich über italienische Häfen bezogen, sondern direkt am Weltmarkt eingekauft werden. Insbesondere Dieselöl konnte so relativ preiswert Großhändlern angeboten werden, die über ein entsprechendes Vertriebsnetz verfügen. Die eingeplanten Umsätze und Deckungsbeträge konnten in den Folgejahren erwirtschaftet werden, man hat positiv in die Zukunft geblickt", so Creditreform. "Im März 2020 kam dann die Wende - die COVID 19 Pandemie brach aus und der Erdölmarkt brach in sich zusammen. Bedingt durch die behördlich verordneten Lockdowns und deren Folgen (Autos wurden weniger genützt, Flüge storniert, Industrieproduktion gestoppt etc..) sank die Nachfrage nach Dieselöl und die Einnahmen bei der Schuldnerin gingen zurück. Erdölexportierende Länder, insbesondere Saudi Arabien und Russland, haben zudem die falsche Strategie gewählt um den Effekt einzudämmen. Sie haben mehr Öl gefördert anstatt durch Drosselung der Produktion die Preisschwankungen auszugleichen."

500 Millionen Euro Schulden

Und weiter heißt es: "Verwerfungen am Mineralölmarkt wurden auch noch durch weitere globale Krisen insbesondere den Ukrainekrieg verschärft. Ukrainisches Territorium stellt einen wichtigen Transitweg dar, eine Verknappung des Angebots aufgrund von Lieferunterbrechungen hat die handelnden Akteure zunehmend verunsichert.  Als es bei der Schuldnerin vermehrt zu Zahlungsausfällen kam, haben Großlieferanten ihre Marktmacht geschickt ausgenützt. Es kam zu einem Verdrängungswettbewerb."

Laut Schuldnerangaben belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund 500 Millionen Euro. „Ein erheblicher Anteil der Verbindlichkeiten dürfte auf Steuerrückstände (Mineralölsteuer) zurückzuführen sein“, sagt  Jürgen Gebauer vom KSV1870.