Wirtschaft

Elektroautos in der Krise? Österreichs Autobranche stellt Forderungen

Die europäische Autowirtschaft steht vor großen Problemen. Im nächsten Jahr soll der Marktanteil von E-Autos laut EU-Vorgabe auf 25 Prozent gesteigert werden. Derzeit liegt er bei 12,5 Prozent. In Österreich beträgt der Anteil bei 16,4 Prozent. 

„Die südeuropäischen Länder kommen gar nicht vom Fleck, Spanien mit 4,7 Prozent, Italien mit 3,9 Prozent,  von den osteuropäischen Ländern möchte ich gar nicht sprechen“, sagt Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, anlässlich der Präsentation eines Forderungskatalogs an die österreichische Politik „Dass der Marktanteil der neuzugelassenen E-Fahrzeuge in Europa im nächsten Jahr verdoppelt werden kann, ist trotz preiswerter Elektro-Modelle wahrscheinlich unmöglich.“ Nachsatz: „Die europäische Politik hat die Rechnung ohne den Kunden gemacht.“ Es drohen den Autoherstellern Milliardenstrafen. Die Zukunft der Autos in Europa sei elektrisch, aber die Transformation brauche mehr Zeit. 

„Die Politik ist gefordert, die Realität anzuerkennen und die notwendigen Schritte zu unternehmen“, sagt Kerle. Er verweist auf Norwegen, wo 80 Prozent der neuzugelassenen Fahrzeuge E-Autos sind. Die Akzeptanz in der österreichischen Bevölkerung muss gehoben werden durch klare Vorteile. „Ich denke an Gratis-Parken in Kurzparkzonen, an Vergünstigungen in Parkgaragen und an Preisobergrenzen bei öffentlichen Ladesäulen“, sagt Kerle. „E-Mobilität muss einen klaren Kostenvorteil bieten.“

Verbesserungsbedarf bei Investitionsförderung

„Wir sind nicht gegen die Co2-Flottenziele, sondern wir sehen Verbesserungsbedarf“, sagt Hansjörg Tutner vom Fachverband der Fahrzeugindustrie. „Die Rahmenbedingungen haben sich geändert und die Markteinführung von E-Fahrzeugen passiert nicht in dem Tempo, wie es geplant war.“ Die Co2-Flottenziele solle man nicht erst 2026 evaluieren, sondern schon jetzt. „Das Ziel stellt man nicht in Frage, sondern den Weg dorthin“, sagt Tutner. „Es muss dringend auf EU-Ebene in ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren adaptiert werden – mit einem ergebnis- und technologieoffenen Ansatz.“ Indes meint Tutner, dass die Förderung der Transformationsoffensive mit 600 Millionen Euro im Zeitraum 2023 bis 2026 gut läuft, aber im Bereich Investitionsförderungen ein Verbesserungsbedarf besteht. Es werden zwar grüne technische Prozesse gefördert, aber nicht das Produkt, das am Ende rauskommt. 

Weitere 600 Millionen Euro

„Wenn jemand heute einen modernen Elektromotor für die Mobilität der Zukunft baut, dann wird das nicht gefördert“, sagt Tutner. Er fordert, dass die Förderung auf diese Produkte ausgeweitet wird. Von der künftigen Regierung wünscht er sich, dass die Transformationsoffensive um weitere drei Jahre verlängert und um weiter 600 Millionen Euro erhöht wird.

„Ein E-Auto ist heute aus meiner Sicht in einem Prototypen-Status“, sagt Tutner. „Wenn es uns nicht gelingt, die gesamte Infrastruktur zu verbessern, werden wir die Leute nicht zu einem E-Auto motivieren können.“

Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur 

„Erfolg der E-Mobilität hängt unmittelbar mit der Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur zusammen“, sagt Klaus Edelsbrunner, Obmann der Fahrzeughändler. Es müsse bundesweit ein Netzwerk an Ladesäulen geschaffen werden. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Ladeinfrastruktur nicht nur in Städten, sondern auch am Land ausgebaut wird. „Die Kunden müssen auch genau wissen, welche Kosten beim Laden entstehen, unklare Preismodelle wirken abschreckend“, sagt Autohändler Edelsbrunner. „Wir fordern eine Preisauszeichnung schon vor dem Ladevorgang.“ 

Außerdem sollte eine Zahlung mit Bankomat- und Kreditkarten selbstverständlich sein. Zugleich sollten die aktuellen Förderungen für E-Fahrzeuge (5.000 Euro) langfristig abgesichert werden. „Ohne diese finanziellen Anreize würde viele Kunden zögern“, sagt Edelsbrunner. „Es ist von größter Dringlichkeit, dass die Anschaffung von E-Autos als Firmenfahrzeuge wieder gefördert wird.“ Denn 80 aller  zugelassenen E-Fahrzeuge sind Firmenautos. Detail am Rande: "Ich empfehle einem Kunden dann ein E-Auto, wenn er zuhause eine Lademöglichkeit hat", räumt Edelsbrunner.