Wirtschaft

Krankenkassen-Fusion: Ex-PVA-Managerin will Chefin werden

Die Fusion der neun Gebietskrankenkassen zur neuen Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ist noch nicht in trockenen Tüchern, da steigt eine österreichische Gesundheitsmanagerin ins Rennen um den Chefposten neu ein.

„Ich werde mich für die Funktion als Generaldirektorin der neuen Österreichischen Gesundheitskasse bewerben. Aber auch die Leitung der Pensionsversicherungsanstalt würde mich sehr reizen, weil dort komme ich her“, sagt Gabriele Eichhorn im Gespräch mit dem KURIER. „Ich habe schon unter der schwarz-blauen Regierung Schüssel I die Fusion der Arbeiter- und Angestellten-Pensionsversicherung zur Pensionsversicherungsanstalt unter dem damaligen Generaldirektor Ewald Wetscherek geleitet.“ Nachsatz: „Das war der bisher größte Zusammenschluss in der Geschichte der Republik mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro und 6000 Mitarbeitern.“

Selbst der Rechnungshof hat dieser Fusion durchwegs ein gutes Zeugnis ausgestellt. Dazu muss man wissen, dass Ex-General Wetscherek der schwarzen Reichshälfte und Eichhorn der roten Reichshälfte zugerechnet werden.

„Emotionale Aufgabe“

Die geplante Fusion der neun Gebietskrankenassen sieht Eichhorn eher kritisch: „Bei einer solchen Zusammenlegung ist nicht die rechtliche Aufgabe das wichtigste, sondern die emotionale“, sagt die Managerin. „Sie müssen die Mitarbeiter der Krankenkassen mit ins Boot holen. Etwa 60 Prozent der Fusionen scheitern, weil niemand die betroffenen Beschäftigten wichtig nimmt.“ Was die Kosten der groß angelegten Zusammenlegung von 21 zu fünf Sozialversicherungsträgern betrifft, ist sie aus Erfahrung skeptisch.

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„Die Kosten werden wesentlich höher sein als bisher kolportiert wird“, sagt die 56-Jährige. So gehen Experten alleine bei der Fusion der Gebietskrankenkassen mit Kosten in Höhe von zumindest 500 Millionen Euro aus, andere schätzen das Kostenausmaß sogar auf bis zum Doppelten.

Die Managerin leitet derzeit den Bereich Projektentwicklung Healthcare in einem führenden österreichischen Bauunternehmen. Sie ist dort für die Projektierung von Kliniken, Gesundheits- und Reha-Zentren zuständig.

Die Vorgeschichte

Von 2009 bis April 2015 war Eichhorn Vize-Generaldirektorin in der Pensionsversicherungsanstalt (PVA). Ihre Karriere endete über Nacht mit einer fristlosen Entlassung. Eichhorn wurden Ungereimtheiten bei Auftragsvergaben unterstellt. Ihr härtester Gegenspieler war dabei ihr Kollege, PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera. Aber auch zwei Ärzte und deren fragwürdige Berater mischten dabei kräftig mit.

Die PVA-Managerin war in den Strudel einer Schmutzkübel-Kampagne geraten. Es hagelte zahlreiche Anzeigen, doch am Ende lösten sich die Vorwürfe in Luft auf. Zuletzt wurde ihr nur noch vorgeworfen, ihre persönliche Nahbeziehung zu einem Gesundheitsunternehmer nicht rechtzeitig gemeldet zu haben. Auch das stimmte aber am Ende nicht.

„Böse mitgespielt“

„Man hat meiner Mandantin sehr böse mitgespielt, die strafrechtlichen Ermittlungen wurden bereits im Sommer 2017 eingestellt“, sagt ihre Anwältin Helga Hofbauer zum KURIER. Die Auseinandersetzung zwischen Eichhorn und der PVA wurden am Arbeitsgericht fortgesetzt.

Eichhorn klagte das dreifache Jahresgehalt (insgesamt 508.000 Euro) ein. Vor sechs Monaten wurden auch dieses Verfahren „ruhendgestellt“ und mit der PVA eine finanzielle Einigung erzielt. „Ich bin mit der Einigung sehr zufrieden“, sagt Anwältin Hofbauer. „Über den Inhalt des Vergleichs haben wir aber Verschwiegenheit vereinbart.“