Wirtschaft

Kleine Unternehmen verlieren Anschluss bei Digitalisierung

Die Pandemie hat in der Arbeitswelt vieles in Sachen Digitalisierung schneller vorangetrieben. Vom Arbeiten im Home Office über Videokonferenzen bis hin zur Anwendung von Cloud Computing, also der Speicherung von Anwendungen auf einem Server, von dem sich die Programme über das Internet und geräteunabhängig abrufen lassen.

Nun ergibt sich aber bei diesem Fortschritt eine Kluft zwischen kleinen Betrieben und KMU. Das zeigt eine EY-Studie, in der der digitale Wandel in Österreich unter 600 Unternehmen (mit 30 bis 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern) näher analysiert wurde.

"Warnzeichen"

Auffällig bei der Studie ist, dass der Anteil der befragten Unternehmen, für die digitale Konzepte kaum oder gar keine Rolle spielen, sprunghaft von 20 auf 33 Prozent gestiegen ist, hebt Susanne Zach, die Leiterin für Data & Analytics bei EY hervor. Zach sieht darin ein "Warnzeichen", weil Betriebe dadurch Anschluss und langfristig Wettbewerbsfähigkeit einbüßen würden. Das betrifft besonders die als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft geltenden KMU.

In diesen Branchen spielen digitale Technologien derzeit eine Rolle (EY-Studie):

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"Insbesondere war in den Vorjahren aufgrund der Corona-Pandemie ein starker Digitalisierungsdrang bei heimischen Unternehmen zu beobachten, der nun vor allem bei kleineren Unternehmen spürbar zurückgeht. Dennoch ist es auch für kleine Betriebe essenziell, konstant am Ball zu bleiben und neue Entwicklungen im Technologiebereich in die Geschäftsmodelle zu integrieren, denn die digitale Transformation macht keinen Halt und es gilt, den Anschluss an den Mitbewerb nicht zu verlieren", so Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich.

Fachkräftemangel und hohe Kosten

Die Unternehmen geben an, zunehmend Schwierigkeiten bei der Investition in Digitalisierung zu haben. Diesmal gaben das 23 Prozent an, im Vorjahr waren es noch 19 Prozent. Probleme wie Fachkräftemangel und finanzielle Ressourcen sind dabei die Hauptgründe.

"Mehr als acht von zehn Unternehmen haben Probleme damit, geeignete Fachkräfte zu finden – das hat auch Auswirkungen auf geplante Digitalisierungsprojekte, die durch fehlendes Personal nur langsam oder gar nicht vorankommen", sagt Christoph Mayer, Partner Cloud Transformation und verantwortlich für die EY Microsoft Service Group bei EY Österreich.

In diese Technologien möchten Unternehmen im nächsten Jahr investieren (EY-Studie):

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Initiative "Mach heute Morgen möglich"

Um dieser Hindernisse zu überwinden, hat Microsoft vor einem Jahr die Initiative "Mach heute Morgen möglich" ins Leben gerufen. Zusammen mit mittlerweile mehr als 240 Partnerinnen und Partnern soll die Forcierung von Digitalisierung für den Wirtschaftsstandort Österreich gestärkt werden. Dabei sind Großunternehmen, KMU und Start-ups. Auch EY unterstützt die Initiative gemeinsam mit Microsoft. Gemeinsam gilt es, die Hürden von Cloud Computing u.ä. abzubauen.

Fehlerkultur entwickeln

Für den Österreich Chef von Microsoft Hermann Erlach sind die Ergebnisse "alarmierend". Erlach sieht viel Potential im Land und betonte etwa die gute Infrastruktur und den Breitbandausbau. "Österreich steht gut dar in Basistechnologien, wo wir hinterher sind, ist alles was neuere, sogenannte Front-Runner Technologie ist." Den Grund sieht er auch in der Kultur verhaftet. "Wir brauchen viel länger beim Adaptieren von neuen Themen. Große Unternehmen absorbieren das viel schneller als kleinere Unternehmen und das darf nicht zum Nachteil werden."

Digitalisierung wie Skisport betreiben

Um dies Kluft auszugleichen, müsse vielschichtig angesetzt werden. Einerseits brauche es eine gesunde Fehlerkultur und den Mut neue Technologien auszuprobieren, aktive Investition in Aus- und Weiterbildung, schnellere Adaption bei Fron-Runner Technologie vor allem für den Mittelstand und nicht zuletzt müsse die Politik dafür entsprechende Rahmenbedingen für alle diese Bereiche schaffen.

"Ich würde mir wünschen, dass wir in dieses Thema so reingehen wie in den Wintersport. Und zwar mit dem Vorsatz die Nummer 1 in diesem Bereich zu werden", so Erlach.