Kika/Leiner-Pleite: Erster Blick in die unveröffentlichte Bilanz
Diese Nachricht wird bei den Kunden für Beruhigung sorgen. „Gutscheingläubiger brauchen ihre Forderungen aus noch nicht eingelösten Gutscheinen nicht als Forderung bei Gericht anzumelden. Die Einlösung der Gutscheine in den Filialen wird durch einen Kapitalzuschuss des Eigentümers ermöglicht“, schreibt Kika/Leiner-Sanierungsverwalter Volker Leitner in der Insolvenzdatei des Justizministeriums.
Tatsächlich soll Neo-Eigentümer Hermann Wieser mehrere Millionen Euro für die Abdeckung der Gutscheine hinterlegt haben. Nimmt man die Absicherung der bereits von Kunden geleisteten Anzahlungen dazu, wird Wieser an die 30 Millionen Euro hinterlegen müssen.
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Seit Mittwoch, null Uhr, ist das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die Leiner & Kika Möbelhandels GmbH offiziell eröffnet und ein Gläubigerausschuss mit sieben Mitgliedern wurde bestellt. „Es wird ein Liquiditätsplan auf wöchentlicher Basis für den Fortbetrieb erstellt, die Liquidität aus dem laufenden Geschäft ist vorhanden“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.
Laut Insolvenzverwalter hat der Gläubigerausschuss am Mittwoch ein Fortführungskonzept samt Liquiditätsplan angenommen. Sämtliche Aufträge werden erfüllt.
Überprüfung notwendig
Indes hat der Gläubigerschutzverband AKV beim Insolvenzrichter deponiert, dass die vergangenen zwei Geschäftsjahre und die Fusion von Leiner und Kika im Vorjahr überprüft werden. „Man wird nicht drum herumkommen, dass man den Verschmelzungsvertrag im Detail anschaut, bevor man sich über die Angemessenheit des Sanierungsplans einigt“, sagt Franz Blantz vom AKV.
Laut der noch nicht veröffentlichten Bilanz der Leiner & Kika Möbelhandels GmbH für das Geschäftsjahr 2021/22, Stichtag ist der 30. September 2022, hat das Unternehmen einen Bilanzverlust in Höhe von 130,72 Millionen Euro eingefahren. Die Verbindlichkeiten stiegen von knapp 118 Millionen auf 200,67 Millionen Euro.
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52,57 Millionen Euro
„Unter den sonstigen Verbindlichkeiten sind weiters auch Verpflichtungen aus Stundungen gegenüber dem Finanzamt in Höhe von 52,57 Millionen Euro enthalten, die Rückführung findet bis zum 30. Juni 2024 statt“, heißt es im Bilanz-Anhang. Im Jahr davor betrugen die Steuerstundungen 32,68 Millionen Euro. Zugleich hat Kika/Leiner 4,47 Millionen Euro an „staatlichen Covid-Förderungen für Verlustersatz und Investitionsprämie“ erhalten, sowie 5,91 Millionen Euro an Covid-Mietentschädigungen.
„Der Fortbestand hängt wesentlich davon ab, dass die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen greifen“, heißt es in der Bilanz weiter.
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Die Geschäftsführung gehe davon aus, dass diese erfolgreich umgesetzt werden können. Die Bilanz 2021/22 datiert vom 13. Februar 2023. Über die Jahre hatte Kika/Leiner auch einen externen Sanierungsberater an Bord. Die Erfolge dürften überschaubar gewesen sein.
Neue Mietverträge
Ab März 2022, kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine, ging der monatliche Umsatz von Kika/Leiner „im deutlichen zweistelligen Prozentbereich zurück“, heißt es weiter. So sorgten die unterbrochenen Lieferketten für einen Auftragsstau.
Nur durch die Stundungen des Finanzamts und durch „Darlehen durch den Gesellschafter“ (Signa) konnte die Liquidität sichergestellt werden. Mit der Fusion von Kika/Leiner im Geschäftsjahr 2021/22 stiegen die Werbeaufwendungen von 20 Millionen Euro auf 49,3 Millionen Euro; die Mietaufwendungen erhöhten sich von 19,9 Millionen auf 36,5 Millionen Euro; dazu kam noch ein Raumaufwand, der stieg von 5,85 Mio. auf 19,6 Mio. Euro.
Mit 1. Jänner 2023 traten neue Mietverträge in Kraft. Die Laufzeiten wurden von 2033 auf 2048 verlängert und die Umsatzkomponente wurde gestrichen. Dazu heißt es in der Bilanz: „Zusätzlich wurde eine Vermieter-Zuschuss-Vereinbarung getroffen, welche einmalig, nicht rückzahlbar und über die Laufzeit zu verteilen ist.“