Headhunter: "Momentan ist es schwierig, gute Kandidaten zu finden"
Von Roxanna Schmit
1. Haben Sie als Headhunter Ihren Traumberuf gefunden?
Michael Ludwig: Meine Karriere startete parallel zu meinem Studium als Spitzensportler (Anm: Florettfechter). Aber ich denke, dass ich nun als Headhunter meine Berufung gefunden habe. Man muss sich für seinen Job begeistern können.
2. Was gehört zu Ihren Aufgaben als Headhunter? Was machen Sie am häufigsten?
Grundsätzlich versuchen Headhunter, im Auftrag von Firmen die bestgeeigneten Kandidaten für eine Position zu finden. Man muss dafür auch Kunden finden, um Aufträge zu erhalten. Dann sucht man nach den richtigen Bewerbern.
3. Wie wird man Headhunter?
In unserem Bereich sind überwiegend Akademiker tätig und hauptsächlich Personen mit einer Ausbildung in Betriebswirtschaft, Psychologie oder Recht. Wir haben auch einige Quereinsteiger. Was man auf jeden Fall braucht, ist ein Interesse für wirtschaftliche Themen und Erfahrung im Personalmanagement. Dazu gibt es interne Trainings.
4. Gibt es genügend Headhunter? Und was wäre Ihr Tipp für Berufseinsteiger?
Es gibt viele Headhunter, umso wichtiger ist es, dass man gut in seinem Job ist. Mein Tipp wäre: Neugierig und interessiert sein. Man sollte auch jede Gelegenheit nutzen, von erfahreneren Kollegen zu lernen.
5. Was muss man als Headhunter auf jeden Fall können?
Erfahrung ist sehr hilfreich. Je besser man seine Kunden kennt, desto eher findet man die richtigen Kandidaten. Zentral ist es, Fragen zu stellen und zuzuhören. Das gilt sowohl für Gespräche mit Kunden als auch mit Kandidaten. Ich verstehe mich als Vermittler, der versucht, beide Seiten zusammenzubringen. Beide sollten gut informiert sein und wissen, worauf sie sich einlassen. Diskretion ist da auch ein Faktor.
6. Wie finden Sie gute Kandidaten?
Zunächst tauscht man sich intensiv mit dem Kunden aus, um herauszufinden, welche Eigenschaften und Qualifikationen gesucht werden. Das Wichtigste ist, dass man den Kunden möglichst gut versteht. Dann beginnt die Suche.
7. Verdienen Sie aufgrund des Arbeitskräftemangels gerade besonders gut?
Ich bin schon länger in der Branche tätig und habe somit viele „Ups and Downs“ miterlebt. Es ist keine schlechte Zeit und wir haben einen Preis, den wir mit Erfolg und Dienstleistung rechtfertigen. Der aktuelle Fachkräftemangel macht die Suche aber nicht einfacher.
8. Was machen Sie als Erstes, wenn Sie in die Arbeit kommen? Und was als Letztes?
Am Morgen hole ich mir zuerst einen Kaffee, dann besprechen wir im Team den Tag. Zu Dienstende klappe ich meinen Laptop zu und nehme mir ein paar Telefonate ins Auto mit. Es ist kein klassischer „Nine to five“-Job. Man ist für seine Kunden fast immer erreichbar.
9. Was gefällt Ihnen an Ihrem Job? Was nicht?
Die Abwechslung im Job. Man lernt täglich neue Menschen kennen. Und man hat das Gefühl, einen Mehrwert zu schaffen, da man Kunden und Kandidaten zusammenbringt. Der unangenehmste Part ist, Kandidaten abzusagen. Es kann nämlich nur eine Person die Position erhalten. Ich übermittle lieber gute Neuigkeiten.
10. Mischen sich Firmen in die Vorauswahl ein? Wie unabhängig können Sie arbeiten?
Wir stimmen uns mit den Kunden ab und suchen auf Basis ihrer Vorgaben geeignete Kandidaten. Ich sehe das jedoch nicht als Einmischen, sondern als eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.
11. Was ist die größte Herausforderung?
Ich sehe das ganze Berufsbild als eine positive Herausforderung. Momentan ist es jedoch schwierig, gute Kandidaten zu finden.
12. Kam es vor, dass von Ihnen ausgewählte Kandidaten unzufrieden mit ihrer neuen Stelle waren?
Das kann natürlich vorkommen. Beide Seiten versuchen, sich in einem guten Licht darzustellen und in der Realität kann es passieren, dass es nicht richtig passt. In solchen Situationen suchen wir ein Gespräch, um eine Lösung zu finden. Es gibt auch eine Nachbetreuungsphase.
13. Geben Sie den Firmen, für die Sie suchen, eine Garantie?
Wir bieten eine zeitlich begrenzte Garantie. Wenn ein Kandidat das Unternehmen vorzeitig verlässt, suchen wir ohne Berechnung nach einer neuen Person.
Was man als Headhunter verdient
Als Headhunter verdient man laut „StepStone“ jährlich rund 38.800 Euro. Das Honorar für die Suche nach den richtigen Kandidaten wird meist bei einem Drittel bzw. der Hälfte des Jahreseinkommens der freien Position angesetzt. Je nach Vereinbarung.
Recruiter versus Headhunter
Headhunter arbeiten anhand von vorgegebenen Stellen- beschreibungen. Recruiter sind meist in den gesamten Such-Prozess involviert. Von der Ausschreibung, Suche, dem Interview-Gespräch bis zur Evaluierung und Auswahl der Kandidaten.