Wirtschaft

Doppler verkauft Turmöl-Tankstellen an polnische Orlen

Zu Beginn des Jahres freute man sich bei der Welser Doppler-Gruppe mit ihren Tankstellen der Marke Turmöl über einen steilen Anstieg des Absatzes. Bis 2025 wollte der Diskonter in Österreich Marktführer werden. Ein halbes Jahr später ist alles anders: Wie Alleineigentümer Franz-Joseph Doppler am Dienstag bekanntgab, wird das Tankstellen-Geschäft an die polnische Orlen-Gruppe verkauft.

Es sei für ihn "nicht einfach", das von der Familie aufgebaute Geschäft zu verkaufen, sagte Doppler vor Journalisten, aber "das Gesamtpaket stimmt". Langfristig werde ein Konzern wie Orlen, mit eigenen Raffinerien und insgesamt mehr Möglichkeiten, besser bestehen können als ein Privater, sagte Doppler. Zum medial kolportierten Kaufpreis von etwa 200 Millionen Euro äußerte er sich nicht.

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Seinen Arbeitsplatz soll im Zuge der Transaktion niemand verlieren. Von den etwa 620 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bleiben etwa 100 bei Doppler, der Rest werde von Orlen übernommen und sollen auch weiterhin an den jeweiligen Standorten arbeiten. Der Standort der bisherigen Zentrale in Wels soll erhalten bleiben, auch die etwa 40 Tankstellenpächter sollen ihre Verträge behalten.

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Persönlich werde ich mich künftig besonders auf das Flüssiggasgeschäft konzentrieren

Franz-Joseph Doppler
Alleineigentümer

Auch für die Kunden soll sich "unmittelbar gar nichts" ändern, sagte Doppler. Entscheiden wird das künftig natürlich der neue Eigentümer. Wenn die Kartellbehörde zustimmt, soll der Verkauf Ende 2023 oder Anfang 2024 abgeschlossen werden.

Sprithändler in dritter Generation

Die Doppler-Gruppe behält die Tankstellenimmobilien, für die Orlen in Zukunft Miete zahlen muss, den Logistik-Bereich, der im Auftrag vor Orlen Sprit ausliefern soll und das Geschäft mit Flüssiggas. Diese wurde vor etwa zehn Jahren von BP übernommen wird seitdem unter dem Label Dopgas geführt. Der Umsatz betrug zuletzt 22 Millionen Euro.

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Die Doppler-Gruppe wurde 1932 von Franz Doppler, dem Großvater des jetzigen Eigentümers gegründet. Im Laufe der Jahrzehnte handelte das Unternehmen mit Mineralölprodukten und betrieb Tankstellen unter den Marken der Mineralölkonzerne BP, Shell, Aral und Esso.

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Im Jahr 2003 erfolgte die Übernahme von Turmöl, kurioserweise von der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). Das Unternehmen wurde in den 1940er Jahren von der sowjetischen Besatzungsmacht gegründet und stand über Strohmänner in Besitz der KPÖ. Im Jahr 1980 wurden die eigentlichen Eigentumsverhältnisse bekannt.

Der Käufer Orlen

Der an der Warschauer Börse notierte Orlen-Konzern gehört zu 49,9 Prozent dem polnischen Staat. Im Jahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 62,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen hat mehr als 3.000 Tankstellen, unter anderem in Polen, Tschechien Deutschland und der Slowakei. Mit Turmöl steigt der Konzern in den österreichischen Markt ein, die Marke soll dabei aber erhalten bleiben.

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Orlen ist im Gegensatz zur Doppler-Gruppe nicht nur ein Händler, sondern ein integrierter Mineralölkonzern mit eigenen Raffinerien sowie eigenen Öl- und Gasförderungen. In der jetzigen Form ist das Unternehmen 1999 durch die Fusion der ehemaligen staatlichen polnischen Mineralölkonzerne Petrochemia Plock SA sowie Centrala Produktów Naftowych (CPN) entstanden.