Wirtschaft

Deloitte-Umfrage: Top-Manager fürchten um Energieversorgung

Die größte Sorge in Österreichs Unternehmen ist zurzeit die Sicherheit der Energie-Versorgung. Das zeigt der aktuelle "Deloitte Radar" des gleichnamigen Beratungsunternehmens. 90 Prozent der Befragten befürchten schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft aufgrund des Krieges, heißt es bei der Präsentation der Studie. Auch allgemein sei es um den Wirtschaftsstandort Österreich nicht so gut bestellt. Der Umfrage zufolge ist Österreich lediglich Mittelmaß - und das schon seit Jahren. 

 

 

"Der Standort bleibt klar unter seinen Möglichkeiten", so Vorstand von Deloitte Österreich Harald Breit. Die Hälfte der mehr als 230 befragten Führungskräfte schätzen den Standort Österreich zwar als widerstandsfähig gegenüber der Krise ein, dennoch herrscht laut den Unternehmensvertretern dringender Handlungsbedarf, um ihn nachhaltig zu stärken. „Damit Österreich wettbewerbsfähig und für Investoren attraktiv bleibt, muss es unser Ziel sein, es in den nächsten fünf Jahren unter die Top 5 Länder in Europa zu schaffen. Wir müssen uns an den Besten messen“, so Breit.

Erneuerbare Energie

Eine zentrale Forderung ist der Umstieg auf Erneuerbare Energie. 92 Prozent halten einen schnellen Umbau des Energiesystems in Richtung erneuerbaren Energien für "Sehr wichtig" oder "Wichtig", so Deloitte. Für neun von zehn Befragten sind beschleunigte Verfahren für den Ausbau der erneuerbaren Energien entscheidend. 59 Prozent der Führungskräfte sehen den Ukraine-Krieg sogar als Chance für die Beschleunigung der Energiewende.

Steuern

Global liegt Österreich im World Competitiveness Index (IMD) auf Platz 19, im Europavergleich auf Platz 11. Schweiz, Schweden und Dänemark belegen die ersten drei Plätze. Sie punkten mit einer umfassenden Digitalisierung und einer geringeren Steuerbelastung der Unternehmen. Ruf nach letzterem wird bei der Deloitte Umfrage wieder deutlich.

„Der Staat nimmt durch die Redkordinflation derzeit viele Steuern ein. Um den negativen Dominoeffekt in der Wirtschaft zu unterbrechen, braucht es rasche Erleichterungen für die Betriebe. Der Großteil der Befragten sieht in der Senkung der Lohnnebenkosten einen zentralen Hebel“, erläutert Herbert Kovar, Partner bei Deloitte Österreich. 87 Prozent wünschen sich eine Senkung der Lohnnebenkosten und 78 Prozent eine Senkung der Einkommensteuern.

 

Weniger Lebensqualität und weniger zufrieden mit Gesundheitssystem

Auch bei der oft hervorgehobenen Lebensqualität muss Österreich Einbußen verzeichnen. Im Vergleich zu den Umfrageergebnissen vor der Coronapandemie mit den aktuellen geht hervor, dass die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem und dem sozialen Zusammenhalt in den letzten zwei Jahren jeweils um 20 Prozentpunkte gesunken ist.

„Dieser Rückgang ist ein Alarmsignal. Um eine weitere Verschlechterung zu verhindern, müssen Maßnahmen zur Stärkung dieser Assets gesetzt werden“, so Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich.

Erhöhung der Forschungsprämie 

Gefordert ist auch eine Erhöhung der Forschungsprämie. Das System sei ein gut funktionierendes in Österreich, das Unternehmen gerne nutzen, heißt es bei der Präsentation. Mitunter deswegen wäre mehr Geld dafür gefordert. „Die Erhöhung der Forschungsprämie wäre ein weiteres hervorragendes Mittel, um den Umbau der Wirtschaft vor dem Hintergrund der geänderten globalen Rahmenbedingungen voranzutreiben", so Kovar.

Arbeitsmarkt

Weiteres Thema ist der allgegenwärtige Fachkräftemangel der mittlereile schon zu einem Arbeitskräftemangel ausgewachsen sei, wie es heißt. Hier wird eine rasche Integration der Geflüchteten aus der Ukraine gefordert - darin sind sich fast alle befragten Unternehmen (90 Prozent) einig. Daneben wird auch die flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort als essenziell erachtet.

 

Forderung nach klarer Kommunikation

Zusammenfassend gehen aus der Studie fünf Punkte hervor an denen aus Sicht der Unternehmen angesetzt werden müsste: Senkung der Steuern zur Entlastung der Unternehmen, Förderung von Forschung und Innovationen, Umbau des Energiesystems, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie die stringente Bekämpfung der Pandemie. Letzteres bewerten die Befragten zu  73 Prozent "Genügend" oder "Nicht genügend". Leadership sei gerade jetzt gefragt, so Breit.