Bosch Österreich: "Personalkosten sind nicht alles"
Von Martin Meyrath
Der deutsche Mischkonzern Bosch hat im Geschäftsjahr 2023 von seinem breiten Produktportfolio profitiert. Trotz der konjunkturellen Schwäche in Bauwirtschaft und Industrie und der Zurückhaltung der Endverbraucher ist der Umsatz in Österreich mit 1,38 Milliarden Euro etwa stabil geblieben (2022: 1,42 Mrd. Euro).
Positiv entwickelte sich insbesondere der Bereich "Mobility". In die Sparte fallen bei Bosch etwa Großmotoren, Software für den Automobilbereich sowie Akkus und Motoren für E-Bikes. Einen Ausblick für das aktuelle Geschäftsjahr gibt es angesichts der gedämpften Konjunkturentwicklung nicht. "Mit konjunkturellem Rückenwind ist nicht zu rechnen", sagte Österreich-Chef Helmut Weinwurm.
Eine Gefahr für die neun Standorte in Österreich ergibt sich daraus aber nicht. "Österreich hat sich innerhalb der Bosch-Gruppe weiter als bedeutender Engineering-Standort etabliert", sagte Weinwurm am Mittwoch bei der Präsentation der Zahlen. In den vergangenen zwei Jahren hat das Unternehmen hier etwa 440 zusätzliche Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung eingestellt. Insgesamt flossen 2023 190 Millionen Euro in den Bereich.
Das 1886 in Stuttgart gegründete Unternehmen Bosch ist seit 1899 in Österreich vertreten, feiert heuer also 125-jähriges Jubiläum. Im Geschäftsjahr 2023 betrug der Umsatz weltweit 91,6 Milliarden Euro, 1,4 Mrd. Euro erwirtschaftete das Unternehmen in Österreich. Weltweit arbeiten etwa 429.000 Menschen für Bosch, in Österreich sind es 3.276, 1.400 davon in der Forschung und Entwicklung.
Bosch betreibt Vertriebs-, Forschungs- und Produktionsstätten in Wien, Graz, Linz, Innsbruck, Steyr, Pasching, Hallein, Marchtrenk und Bischofshofen. Das Unternehmen gliedert seine Aktivitäten in die Geschäftsbereiche "Mobility", "Industrial Technology", "Consumer Goods" sowie "Energy & Building Technolgy". Am meisten Umsatz erwirtschaftet Bosch mit "Mobility".
Die vergleichsweise hohen Lohnabschlüsse sind dabei laut Bosch kein Hindernis. "Personalkosten kosten sind nicht alles", sagte Peter Kalt, Abteilungsleiter für Forschung und Entwicklung. Zwar seien die Lohnkosten etwa in Indien natürlich niedriger, dafür würde man in Österreich vom guten Ausbildungsniveau der Universitäten, Fachhochschulen und HTLs profitieren. Auch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen funktioniere gut, insgesamt seien die Entwicklungskosten zudem niedriger als etwa in Deutschland.
Zukunftstechnologien
Wachstumsmärkte sieht Bosch unter anderem bei Wärmepumpen, bei Soft- und Hardware für neue Entwicklungen im Bereich Mobilität sowie der Nutzung von Wasserstoff und Ammoniak. Unter anderem entwickelt Bosch Elektrolyse-Stacks zur Herstellung von Wasserstoff, am Standort Linz sind in den nächsten zwei Jahren Investitionen im Umfang von 28 Millionen Euro in die Wasserstoff-Technologie geplant.
Wasserstoff könnte nach Einschätzung von Weinwurm nicht nur in der Industrie, sondern auch im Verkehr etwa ab 2027 oder 2028 eine Rolle spielen - vorrangig bei Nutzfahrzeugen oder Schiffen, aber prinzipiell "überall dort, wo Großmotoren zum Einsatz kommen". Die Nutzung im Pkw sei zwar bereits möglich, werde aber davon abhängig sein, ob eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut wird. Im Bereich der Raumwärme sieht Weinwurm dafür hingegen keine Perspektive. Unter den Marken Bosch und Buderus werden weiterhin Gasthermen verkauft, denn "Wärmepumpen alleine werden nicht reichen", sagte Weinwurm. Insbesondere bei Bestandsimmobilien seien Gasheizungen nicht so schnell zu ersetzen.