Wirtschaft

Bittere Pleite eines bekannten Alpengasthofs

"Wer träumt nicht davon? Endlich ein paar Stunden Auszeit. Weit weg von all dem Stress im Tal. Bei uns auf der Schlickeralm bekommen Sie genau das. Typische Tiroler Wirtshausküche, hauseigenes Bier, freundliche Menschen und frische Almluft. Durchatmen und genießen. Wer eine ganze Alm bewirtschaften und Gäste verpflegen will braucht eine große Mannschaft", wirbt der Alpengasthof Schlickeralm. "Deshalb sind wir nicht „nur“ die gesamte Familie Rott, sondern die Familie Rott mit Team. Darunter das gesamte Küchenteam, das Service-Team, unsere Shop-Mitarbeiter, unsere Shuttlebus-Fahrer und viele, viele weitere helfende Hände, ohne die ein unvergessliches Almerlebnis niemals möglich wäre."

Laut AKV hat die Betreiberin, die Schlickeralm Adventure GmbH, angekündigt, noch diese Woche beim Landesgericht Innsbruck einen Insolvenzantrag zu stellen. Die Schuldnerin besteht seit 2017 und betreibt mitten im beliebten Schigebiet Schlick 2000 im Stubaital die Schlickeralm, einen Gastronomiebetrieb mit Übernachtungsmöglichkeit (65 Betten), Schausennerei und Tieren und einem Sportgeschäft. Die Schlickeralm liegt auf 1643 Meter. Sie kann von Fulpmes und Telfes erreicht werden.

Geschäftsführerin ist Ronja Rott, Gesellschafterin Dominique Rott. Aktuelle Angaben über die Insolvenzursachen, zu den Mitarbeitern, zum Vermögen und zu den Schulden liegen noch nicht vor. Anscheinend war die Lage schon länger angespannt.

Die Vorgeschichte

Bereits im Geschäftsjahr 2019/20 hatte das Unternehmen 598.000 Euro Schulden und einen Bilanzverlust in Höhe von 191.000 Euro.

"Aufgrund der unerfreulichen Entwicklung in den ersten beiden Pachtjahren ist die Gesellschaft bekanntlich mit einem negativen Eigenkapital in Höhe von Euro 207.821,43 in das dritte Geschäftsjahr gestartet. Nachdem die Geschäftsführung das Geschäftsmodell und die operativen Prozesse in den Bereichen Beherbergung, Gastronomie und Sommeralmwirtschaft einer kritischen Überprüfung unterzogen und weitgehende Restrukturierungsmaßnahmen zur dringend notwendigen Verbesserung der Ertrags- und Finanzlage eingeleitet hat, haben die Maßnahmen bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie und dem damit zusammenhängenden rund eineinhalb Monate früherem Saisonende auch erste Erfolge gezeigt, sodass trotz dieser bekannten Umstände es sogar noch möglich war, den erwarteten Turn-Around zu einem positiven Jahresergebnis bereits im Geschäftsjahr 2019/20 zu realisieren", heißt es im Bilanzanhang 2019/2020. "Infolge der ersten Erfolge der eingeleiteten Maßnahmen und der privaten Sicherheiten aus einer Realhaftung eines privaten Grundstückes aus der Familie des Gesellschafter-Geschäftsführers für die Bankschulden der Gesellschaft ist es bisher gelungen, mit der Hausbank Vereinbarungen zu treffen, welche auf die kurzfristige Liquditätslage der Gesellschaft entsprechend Rücksicht genommen haben. Unter Inanspruchnahme der Stundungsmöglichkeiten der Finanzverwaltung konnte trotz Ausfall der Wintersaison der gestundete Saldo auf aktuell knapp 45.000 Euro und bei der österreichischen Gesundheitskasse auf aktuell Euro knapp 21.000 Euro reduziert werden."

Und weiter heißt es dort: "Durch die Entwicklung eines zusätzlichen wirtschaftlichen Standbeines in der Erzeugung und dem Vertrieb von "Almeis" und der erwarteten Entwicklung der Sommersaison, welche Ende Mai begonnen wurde, hat die Geschäftsführung bei plangemäßer Entwicklung die Erwartung, dass die mit der Hausbank getroffene Finanzierungsregelung bis zum Beginn der Wintersaison 2021/22 ausreichend sein sollte, um die restlichen (ebenfalls gestundeten) laufenden Verbindlichkeiten - insbesondere mit der Verpächterin - zeitgerecht zu bedienen bzw. entsprechende auf die Liquiditätssituation Rücksicht nehmende Zahlungsvereinbarungen zu treffen."

Sanierung bis 30. April 2023 ?

"Für das restliche Wirtschaftsjahr 21/22 sieht die Planung der Geschäftsführung, insbesondere auf Basis der Erwartungen für die Wintersaison bei plangemäßer Entwicklung und weitestgehender Rückkehr zum Normalbetrieb durch die Impfungen die Erwirtschaftung eines deutlich positiven Cash-Flows, als auch Jahresergebnisses vor. Dies sollte einerseits eine weitere spürbare Verbesserung der Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage bedeuten und auch eine spürbare Reduktion des negativen Eigenkapital zur Folge haben", heißt es im Bilanzanhang weiter.

Und: "Überdies ist die Geschäftsführung der Ansicht, dass auf dieser Grundlage die Basis für weitere positive Gespräche und das fortgesetzte weitere Gelingen von zur Aufrechterhaltung der kurzfristigen Liquiditätssituation notwendigen Vereinbarungen mit der Hausbank vorhanden sein dürfte, sodass in der Folge die weitere Sanierung der Gesellschaft während aufrechtem Pachtverhältnis bis derzeit 30. April 2023 in Abstimmung mit der Hausbank vorangetrieben werden kann."