KV-Streit und Streiks: AUA fliegt Verlust von 122 Millionen Euro ein
Die AUA hat im ersten Quartal des laufenden Jahres einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 122 Millionen Euro verzeichnet. Damit liegt Austrian um 70 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresquartal (Verlust von 73 Millionen Euro) und das zweitschlechteste Q1-Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Hauptgründe für den höher als erwarteten Verlust sind laut Unternehmen der direkte finanzielle Schaden aufgrund von gewerkschaftlichen Betriebsversammlungen und Streiks (rund 26 Mio. Euro), die dadurch entstandene Buchungszurückhaltung (rund 10 Mio. Euro) sowie gestiegene Standort- und Personalkosten.
"Für das zweite Quartal ist aufgrund der anhaltenden KV-Verhandlungen und der entstandenen massiven Verunsicherung bei Kundinnen und Kunden zudem mit einer enormen Belastung des Jahresergebnisses zu rechnen", teilte die AUA am Montagabend weiter mit." Für das Gesamtjahr 2024 wird die bisher angestrebte Gewinnmarge von rund 5 Prozent (2023: 5,4 Prozent) somit nicht mehr erreicht werden können."
Ergebnis der Abstimmung
Die Gewerkschaft Vida gibt am Dienstag das Ergebnis der Abstimmung über den neuen Kollektivvertrag (KV) für das Bordpersonal der Austrian Airlines (AUA) bekannt. Die Befragung endet am Montag um 23:59 Uhr. Nach der Auswertung der Abstimmung werde der Fachausschuss Luftfahrt in der Gewerkschaft über das Ergebnis beraten und dieses danach bekanntgeben, sagte eine Vida-Sprecherin.
Der AUA-Vorstand hatte sein Angebot in der Vorwoche in der 20. Verhandlungsrunde nachgebessert. Die Gewerkschaft hat ihre Mitglieder - rund 60 Prozent der Belegschaft - unter den rund 1.000 Pilotinnen und Piloten sowie den rund 2.400 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter aufgefordert, über das Angebot online abzustimmen.
Allerdings werde die Gewerkschaft die Stimmen des Kabinenpersonals und des Cockpitpersonals getrennt auszählen. Wenn nur 50 Prozent oder weniger einer dieser zwei Gruppen dem Angebot zustimmen, werde das Angebot der AUA insgesamt abgelehnt, teilte die Gewerkschaft online mit. Das prozentuelle Ergebnis der Abstimmung werde nur bei einer Zustimmung veröffentlicht, kündigte die Gewerkschaft an.
Die Abstimmung bezeichnete Günther Ofner, Flughafen Wien-Vorstand und Wirtschaftskammer-Luftfahrtchef, in einer Aussendung als "reine Farce" sowie als "völlig intransparent". Schließlich dürften nur Gewerkschaftsmitglieder abstimmen, so Ofner.
Die Gewerkschaft begründete die Abstimmung mit nur minimalen Verbesserungen beim KV-Angebot. Die AUA-Führung warb für das Angebot. Die Annahme wäre "erneut einer der höchsten Abschlüsse in Österreich". Für den Fall, dass die Belegschaft auf ihren Forderungen beharre, drohte AUA-Chefin Annette Mann mit einem Schrumpfkurs.
Auch Lufthansa leidet
Auch die AUA-Mutter Lufthansa leidet unter den Streiks bei AUA, aber auch Lufthansa selbst. Der Gesamtkonzern hat wegen der Kosten durch Streiks und eines langsameren Angebotswachstums das Gewinnziel für dieses Jahr gesenkt. Der bereinigte Betriebsgewinn werde auf 2,2 Mrd. Euro sinken, teilte die Lufthansa am Montag in einer Pflichtveröffentlichung mit. Bisher war die Airline-Gruppe davon ausgegangen, auf dem Niveau des vergangenen Jahres von knapp 2,7 Mrd. Euro zu landen.
Im ersten Quartal hätten Streiks innerhalb des Konzerns und an Flughäfen das Ergebnis mit rund 350 Mio. Euro belastet. Operativ falle deshalb ein Verlust von 849 Mio. Euro an nach einem Minus von 273 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.
Im zweiten Quartal erwartet das Unternehmen noch einmal rund 100 Mio. Euro Streikkosten. Der Kapazitätsaufbau werde außerdem geringer ausfallen als ursprünglich geplant, um die Pünktlichkeit zu verbessern.